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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Vor 100 Jahren: aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0128

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Feste eingeladen. Er gab mich kein Mittag-
essen, wie eS sonst gewöhnlich war. Wir
nahmen nach dem Gottesdienste und nach
vollbrachter Arbeit im Beichtstühle ein
kleines Frühstück, das wir selbst mitgcbracht
hatten, und fuhren nm 1 Uhr nachmittags
nach Hanse, wo wir »achinittagö 2 Uhr
zn Mittag speisten. Ich schlichtete in El-
chingcn mit dem Kommandanten der Com-
pagnie, die daselbst in Kantoiiicrnng lag,
einen Handel, an dessen Beendigung das
hiesige Obcrmnt eine ganze Woche arbeitete,
niid sie doch nicht zn stände brachte. Wir
hatteil nämlich die Compagnie, wegen
schlechter Aufführung, ans unbegründete
Klagen der Bürgermeister und einiger
Bürger von Elchingc» bei dem General
Grandjean und dem Obersten Brnnetean
S. Sussanne verklagt. Dieser schrieb einen
drohenden Brief a» den Kommandanten,
in welchem er den Offizieren der Compagnie
Degradierung, der Compagnie selber Kam-
piernng auf dem freie» Felde androhte.
Nun »nißten die Klage» untersucht werden
und es fand fick, daß sie »»erheblich seien,
und daß diejenigen, die Exzesse begangen
hatten, iinmcr abgestrast wurden und daß
die Compagnie im ganzen sich gut betrage»
habe. Die Bürgermeister selbst gaben
schriftlich dieses Zeugnis, und nahmen ihre
Klagen zurück. Hierauf forderte der Kom-
mandant für sich, für seine Offiziere und
seine Compagnie Genngthnung! Ich brachte
eS endlich bei ihm dahin, daß er mit einem
öffentlichen Zcngnis des guten Betragens
seiner Compagnie in nnserm Dorfe El-
chingen zufrieden war, welches ihm auch
von der Kanzlei ans anSgeferligt wurde.
Den 1. September zog die Compagnie, die
bisher in Elchingen in Kantvniernng lag,
von da ab, nm sieh mit ihrem Cvrpö zn
vereinigen. Ich reiste nach Nördlingen,
um dem General Grandjean mein Äb-
schiedskomplimcnt zn machen, und unser
Kloster seinem seinen Wohlwollen und
Schutze zu empfehlen. Ich fand bei ihm
fast alle Generäle »nd Hanplosfizicre seiner
Division, welche sich hier versammeln mußten,
nm morgen weiter z» marschieren. Alle waren
darüber entrüstet, daß sie n»n den Krieg
aufs neue anfangen sollten; alle schwuren,
den Frieden zu erkämpfen, oder zn sterben.
— Den 2. Siptember bekamen die vier
Kavalleristen, welche hier und auf unfern

Ortschaften als Lalve Anrcle standen, von
ihrem Obersten Befehl, abznziehcn und
zn ihrem Regiment z» stehen. — Den
3. September morgens 5 Uhr zogen sie
ungern ab, nachdem ich ihnen ei» Zeug-
nis ihres Wohlverhaltens, einen Brief an
General Boje, bei dessen Brigade sie stehen,
und einen an ihren Rittmeister gab. —
Den 4. September war nnö vorn Kornile
in Augsburg eine neue Requisition an
Naturalien — Kern, Roggen, Haber, Herr
und Fleisch zngcstcllt. Der ganze Ertrag
dieser Requisition mag nach den jetzigen
Preisen der Natnralicn ettva 1600 fl. ans-
machen. Der gnädige Herr will zn dieser
Requisition nichts beilragen, sonder» sie
unter die Gemeinden repartieren, weil das
Kloster, nebst der Hälfte, welche dasselbe
zu allen, sowohl kaiserlichen als französischen
Requisitionen und Kontributionen beitrug,
noch an der übrigen Halste beträchtlichen
Vorschuß hat. — Am 9. September war
ich in Ohmenheim, nm die Che zwischen
meiner Jungfer Base Theresia Straßer und
Franz Joseph Brenner cinznsegnen. —
Den 11. September zog das 3. franzö-
sische Husarenregiment über unsere Gegend
nach Nördlingen. Der General Levassenr
führte dasselbe und speiste mit mehreren
Offizieren bei uns zn Mittag. Die Husaren
blieben im Ctädtlc Nercsheim. Um 2 Uhr
nachmittags zogen sie wieder ab. — Am
12. September berief mich der Prälat
zu sich in die Abtei und inachte nur folgende
Proposilionr „Allen Umständen und Nach-
richten zufolge werden bei einen: zukünf-
tigen Frieden die weltlichen Fürsten, welche
durch den Krieg etwas verloren haben,
auf dem Wege der Säkularisation ent-
schädigt werden. Auch unser Kloster ist
also in Gefahr. — Ich halte cs daher
für Pflicht, alles mögliche zu thun, nm diese
Gefahr abzuwcndcn. Deswegen wünsche ich,
daß Sie in daö französische Hauptquartier
abreisen möchten, um den General Morean
zu fragen, ob und wie unser Kloster ge-
rettet werden könnte? ob er eS nicht für
gut halte, deswegen bei der französischen
Negierung Vorstellungen zu machen? und
ob er nicht selbst zn unserer Rettung etwas
beitragen könne und wolle?" Da ich selbst
überzeugt war, daß ein solcher Schritt
immer nützlich und in keinem Falle schäd-
lich sein könne, da der Herr Oberamtmann
 
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