Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

DOI Artikel:
Zeidler, Jakob: Aus dem Schul- und Theaterleben in Ottenbeuren
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0140

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
133

mann a»s Ehingen im vvrderöster-
reichischen Nheiorik nnd ließ glänzende
Schnltheater Hallen. Aufführungen, wie
die seines „Cenvdoxus oder der Dok-
tor von Paris", einer Komödie, die
„ebensoviel Gelächter als Weinen hervor-
rief und selbst vielfache Bekehrungen vcr-
anlaßte", zählten selbst in München zu
den wichtigsten Theaterereignissen?) Auch
von Mindelheim sowie von Ingol-
stadt und P fa lz - Neu b urg, wo der
berühmte EnsiSheimer Jakob Balde
wirkte, von Augsburg und den vorder-
österreichischen Jesnitenkollegien erfuhren
später die schwäbischen Stiftsschulen starke
Beeinflussung. Besonders das Schnltheater,
in dessen prächtiger Ausgestaltung die Ge-
sellschaft Jesu schon in Straßbnrg mit dem
berühmten ,,?i'3eceptor dernraniae", Jo-
hannes Sturm, .gewelteifert hatte, wurde
in den schwäbischen Stiftern immer häufiger
und prächtiger.
Christian Franz von Ottenbenreu (geb.
1531, gest. 1599) gehörte unter die ersten
Schüler des ersten Jesnitenrektors der Dil-
linger Universität, Julius Priöciannen-
sis. Später wurde der Einfluß derJesniten-
schnlen in Schwaben durch die Verbindung
der schwäbischen Klöster mit der Benedik-
tineruniversiiät in Salzburg vermindert.
Schon 1617 hatte die schwäbische Kon-
gregation reichliche Beiträge zur Schnl-
gründung deö Markus Sittich in Salz-
burg geliefert. Als Lehrer und Schüler
treffen wir zahlreiche Konventualcn schwä-
bischer Stifte an der Universität des
„deutschen Nom". Mancher schwäbische
Ordensmann wirkte an dem glänzenden
Atädemietheater zu Salzburg, welches 1683
selbst dem gelehrten Pariser Mabillon im-
ponierte?) Unter dem genannten Abt Be-
nedikt besaß das Stift in dem Snbprior
Joseph Magg (geb. 1630, gest. 1705),
den Graf Franz Taff seiner geselligen
Talente wegen auf der Reise nach den
Kurhöfen des Reiches als Begleiter er-
wählte, einen geschickten Komponisten, dessen
Melodramen sich lange im Stift erhielten.
Unter Abt Gordian Scherrich (1688 bis
1710) war die Sitte, bei Festlichkeiten
') Bergt. jetzt Meinrad Sadil, Jahresber.
d. K. K. O.-Gym». zu d. Schotte» in Wien
1899 und 1900.
2) Bergt. N n g l und Zeidler, I. c. S. 702 ff.

dramatische Vorstellungen zu geben, schon
völlig eingebürgert.
So wurde 1710 das 50jährigeJubelfest des
Abtes unter Beisein der Herren Neichs-
prälaten von St. Ulrich, von Irrste und
Roth zwei Tage hindurch feierlich be-
gangen. Der kirchlichen Feier folgte die
weltliche. ?. Benedikt Schmier (geb.
1682, gest. 1744) hielt eine lateinische
Festrede. Die studierende Jugend führte
„während der Tischzeit verschie-
dene dramatische Vorstellungen,
teils mit begleitender, teils mit
abwechselnder Musik" auf. Bedeu-
tenden Aufschwung nahm das Knustleben
unter Abt Rupert II. Neß (geb. 1670,
Abt 1710, gest. 1740), welchen Feyer-
abcnd einen der „größten Gönner
der Künste nnd Wissenschaften"
nennt. Cr schickte, um „der Kirchenmusik
dereinst einen höheren Schwung zu geben,
die zwei jungen Ordenspriester Hvnorat
Reich und Benedikt Schmier in der Ab-
sicht nach Stuttgart, während der Herbst-
strien bei dem damals berühmten Kapell-
meister Böcken neben der weiteren Vervoll-
kommnung ans der Violine die Regeln der
TonsetzungLkunst zu erlernen." Im Jahre
1713 besuchte Rupert II. den Herzog von
Marleborough in Mindelheim und wohnte
mit diesem einer „dramatischen Vor-
stellung bei den englis ch en Fräu-
lein" bei. Es sind noch mannigfache
Programme von dramatischen Aufführungen
in Fraueuklösteru vorhanden. Im Jahre
1723 beehrte der Kurfürst Max Emannel
von Bayern samt dem Kurprinzen Karl
Albert, Prinz Ferdinand Maria und dem
Fürstbischof von Regensburg, Prinz Jo-
hann Theodor, bei Gelegenheiteiner Jagd-
partie das Stift Ottenbenreu. Dian hatte
für den erwarteten Besuch schon früher ein
Melodram fertig gestellt. Es war betitelt:
„5o1 nustriLcobLvarus resplenclens in
monnsterio Ottendurnno — in melo-
cllmmnto prnesentmtus n ckevotissimo
clroro, koro, musis loci ctowestici ex
ckucali campicloirermi T^po^rnpInL per
joairnerrr iVlL)-r? ES umfaßte fünf Bogen.
Der Text rührte von Felix Stang, die
Musik noch von Joseph Magg her.
„Die Mannigfaltigkeit," sagt Feyerabend,
„der sowohl blasenden als Saiteninstrumente,
welche mit den jetzt lateinischen, jetzt ita-
 
Annotationen