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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Saupp, ...: Denkwürdiges aus der Geschichte des Klosters Wiblingen, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0159

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Abtes machte dies möglich, und nicht »m-
seiist wurde er als dasOrakel seiner
Zeit bezeichnet. Er sainmelte trotz der
schrecklichen Zeit die zcrstrenten Glieder
wieder, nnd ein Frendenfest initten im
Kriegselend war die Auffindung der heiligen
Kreuzreliqnie, welche Abt Johannes hinter
dem Hochalter hatte einniailern lassen.
Der Prior Magniiö Pfister und der Groß-
keller Konrad Oesfelin, die allein das Ge-
heimnis wußten, waren an der Pest ge-
storben, nnd sonst hatte niemand eine
Ahnung davon. Da kam zum Gluck der
Maurer, der dabei gewesen, aus Kärnten,
wohin er sich im Krieg gefluchtet hatte,
zurück und zeigte den verborgenen Schatz,
so daß das Fest Kreuzerhöhnng in
Freude nnd Jubel begangen wurde im
Jahre 1636. Kurfürst Maximilian von
Bayern wurde ans Abt Benedikt auf-
merksam und nach vieler Mühe vermochte
er ihn zur Annahme der Würde nnd
Bürde eines Vicurius Osnernlis
und Feldbischofs der bayerischen
Armee zu bewegen, nnd er habe ohne
dessen Nat nichts unternommen. Von
1641 —47 bekleidete er dieses Amt; durch
seine Ve>Wendung sei Ine Stadt Freibnrg
befreit, Ulm und Umgebung schonend be-
handelt nnd manche Kliegsplage abgewendet
worden; auch unterstützte Benedikt mit
seinen nunmehrigen Einkünften das Kloster
nach Kräften. In den Jahren 1646
nnd 1647 wurde die Gegend und das
Kloster durch die Schweden nnd Franzosen
wieder schrecklich verheert. Die Geistlichen
mußten nach Ulm fliehen, um nicht gelotet
zu werden. Das Kloster wurde auSge-
ranbt nnd durch eine Fenersbrunst größten-
teils zerstört. Im Jahre 1647 kehrte
Abt Benedikt zurück, mußte aber bald nach
Memmingen reisen zu General Wnnter-
schaidt. Auf dem Rückweg wurde er mit
dem Klostergärtner Georg Klaiber in der,
Nähe von Jllerrieden, beim Wochcnaner
Hof, von de» Schweden abgcfaßt, die auf
seinen Gruß „Guten Abend" ihm ant-
wortete» : „'S ist ans Pfaff, guten Abend,
komm her, du mußt mit uns!" Des andern
Tages, nachdem er in der Nacht Todes-
angst ausgesianden hatte, sollte er ver-
urteilt werden. Doch wollte der General
erst noch die Ulmer hören, wie der Abt
sich verhallen habe. Da hätten die Ulmer

und besonders der Ulmer Kronenwirt
Cipriano über die Maßen großes Lob ihm
nachgesagt, er sei ein solch' braver Herr,
„daß seinesgleichen nit bald werd gesunden
werden, ob er schon katholisch sei. Selbst
wenn ei» Hund von Ulm zu ihm kommen
wäre, hält er ihm Gnots gethan." Auch
habe man erzählt, wie er sich bei den
Bayern für Ulm verwendet. So wurde
der Abt befreit und mit Ehren bis ans
Kloster geleitet. Der folgende Abt Ernst
habe zur Erinnerung hieran bei Wochenan
eine Gedächtuistafel anbringen lassen mit
der Inschrift:
„Gefänglich hat allhier der Schweden Schar
umgeben
Des Klosters Wiblingen Herrn Benediktum Nbt.
Gott aber wunderlich erhielte ihn beim Lebe»,
Und gab ihn loS der Feind, der ihn gefangen
g'hnbt."
Im Lllronicon WiblinMnum ist ans
Aquarell der Ueberfall bei Wochenan gleich-
falls dargestellt.
In der Umgegend aber hatten die Schwe-
den und Franzosen furchtbar gehaust nnd
nirgends sei mehr ein Priester gewesen.
Deshalb sei Abt Benedikt selbst längere
Zeit an Sonn- und Feiertagen ans seine
Dörfer gegangen nnd habe die Pfarreien
versehen, bald in Sleinberg, bald in Hülteö-
heim, zu Stetten oder Donaustetten ge-
predigt nnd den Bruder Gotthard Schall,
Klosterschneider, zum Ministrieren mitge-
nommen. Von diesem Bruder Gotthard
ist eine Biographie des Abt Benedikt und
seines Nachfolgers vorhanden. Daß das
Kloster nicht ganz zerstört wurde, habe
man einem katholischen schwedischen Sol-
daten-zu danken gehabt, der mit der Waffe
seine Genossen von der Zerstörung dar
Kirche abgehalten nnd Re Salvegarde für
das Kloster gebildet habe. Nach dem
Frieden sei Abt Benedikt wieder zurück-
gekehrt — ans Bayern —, habe sein in
Ruinen liegendes Stift durch kluge Wirt-
schaft heransznziehen, den Armen beizu-
slehen und die Seelsorge zu befördern ge-
sucht, sei unermüdlich gewesen, bis er an
Kräften erschöpft, des Gesichts beraubt, in
das stille Grab gefallen sei im Jahre 1663.
Allen Berichten nach war er eine der
edelsteil und bedeutendsten Persönlichkeiten
jener Zeit. (Fortsetzung folgt.)
 
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