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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0167

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getröstet, in ihrem Gewissen befriedigt und also
ein stilles und williges Opfer Deines Willens
werde!" Es half indes alles nichts. Die Augen
gingen der Herzogin-Witwe nicht auf und sie
blieb bei ihrem alten Glauben.
Das 12 Uhr-Läuten oder die„Tür-
kenglocke". Jüngst las ich in zwei Blattern
Artikel über das Gebetläuten. Sie enthielten so
ziemlich dasselbe, was Wctzer u. Weltes Kirchen-
lexikon 2. Aufl. Kol. 846 f. unter Angelus Domini.
Darin heißt es: „Das Lauten zur Mittagszeit
kam ohne Zweifel zuletzt auf; aber es läßt sich
nicht mehr völlig sicher bestimmen, wenn und
von wem dasselbe eingeführt worden sei. Im
Jahrs 1413 schrieb die Synode von Olmütz das
Mittagsgelnute vor, jedoch nur für den Freitag,
und zwar zur Erinnerung an das bittere Leiden
und Sterben Jesu Christi." Papst Calixt III.
befahl später (l456) nach der Türkenschlacht bei
Belgrad, daß in allen Kirchen der abendländischen
Christenheit zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags —
die Stunde des Sieges — geläutet werde zur
Aufforderung an die Christgläubigen, Gott zu
danken und um neue Hilfe zu erstehen gegen den
Erbfeind des christlichen Glaubens. König Lud-
wig XI. von Frankreich soll durch einen Erlaß
vom Jahre 1472 das dreimalige Betläuten in
seinem Reiche eingeschärft haben. Außer allem
Zweifel, aber steht es, daß beim Beginn des
16. Jahrhunderts das mittägliche Angelusläuten
in Frankreich üblich war und die Sanktion des
apostolischen Stuhles erhielt. Nach dem Vor-
gänge der Synode von Brixen (1603) wird von
zahlreichen deutschen Synoden neben dein abend-
lichen und morgendlichen stets auch das mittäg-
liche Ave-Läuten erwähnt oder vorgeschrieben.
Also für Deutschland hätten nur bisher die Sy-
node von Brixen (1603) als Zeitpunkt für die
Einführung des täglichen 12Uhr-Läutens. Da
Brixen in Tirol ist, so legt sich nahe, daß wir
dort zunächst den Ursprung desselben zu suchen
haben. Und in der That fand ich kürzlich einen
diesbezüglichen Erlaß des Erzherzogs Ferdinand
von Oesterreich aus Innsbruck vom 28. Juli 1592
an alle Prälaten, Kapitel, Pfarrer, Seelsorger,
Vikare u. s. w., Grafen, Freien, Ritter, Knechte,
Hauptleute, Landvögte, Vögte, Pfleger, Burg-
grafenverweser, Amtleute, Schultheißen, Bürger-
meister u. s. w., an alle und jede Obrigkeiten
geistlichen und weltlichen Standes in seinen vorder-
und oberösterreichischen Landen. In demselben
heißt es: „Da der Erbfeind (Türke) wieder droht
und die Hilfe Gottes notwendig ist und daher
dessen Zorn versöhnt werden soll, so haben die
Geistlichen von der Kanzel aus die Leute zur
Buße zu ermahnen; alle Unzucht und alles ärger-
liche Leben soll abgestellt und zu gottseligem
Leben ermahnt worden. Und weil das Gebet
das beste Mittel ist, den Zorn Gottes zu stillen,
alles Unheil abzuwenden und alles Gut zu er-
langen, so soll neben Verrichtung der andern
heiligen Gottesdienste und Gebete ein jeder
Pfarrer oder Seelsorger in den ihnen anbefohlenen
Gotteshäusern täglich zu Mittagzeit um
12 Uhr mit der großen Glocke ein beson-

deres Zeichen läuten lassen, darunter ein jeder
Mensch, jung oder alt, es sei zu Kirchen oder auf
der Straßen, zu Haus oder auf dem Feld, wie
und welcher Erden, die solches Läuten begreift,
mit gebogenen Knieen und ausgsregten Händen
in Erkenntniß, Neu und Abstehen der Sünden
mit aller Andacht dem allmächtigen Gott und
seines geliebten Sohnes Jesu Christi bitteres
Leiden und Sterben Dank sagen, und ferner mit
andächtigem Gebet zu Gott rufen und bitten,
daß er seinen gerechten Zorn, Strafe und Plage
von seiner Christenheit abwenden, auch dem Kaiser
undÄem König von Spanien und anderen Potentaten
und Fürsten mit derselben christlichem Kriegsvolk
gegen die Türken Glück, Sieg und Kraft und
iteberwindung mitteilen und verleihen möge.
Sodann sollen die Pfarrer und Seelsorger jeden
Orts »och andere mehr gemeine Gebete, Prozes-
siönen und Kreuzzüge in gleicher Absicht anstellen.
Dieses Mandat ist alle Monate einmal und je
am 1. Sonntag des Monats in der Kirche zu
verlesen und auch die weltliche Obrigkeit hat zur
Befolgung desselben die Leute anzuhalten."
I)r. Vochezer.
Woher aus Schwaben stammt die
hl. Herluka (nicht Herkula — wohl giebt es
einen hl. Herkulanus — wie schon geschrieben
wurde!), bezw. wo in S ch w a b en i st d ies e l b e
geboren? Ihr Gedenktag ist der 19. April;
gestorben und beigesetzt ist sie im Jahre 1142
im Chorherrenstift Bernried, am Starnberger
See. Nach Joch am, Uavaria sancta etc., 11.,
S. 75—81 (München 1862), wo sich eins Art
Lebensbeschreibung von dieser Heiligen findet,
„aus der Gegend zwischen Kloster Hirschau (soll
wohl Hirsau im Schwarzwald, O. 8. Ileoecl. sein?)
und Villingen, denn dis Aebte Wilhelm von
Hirschall und Deoear von St. Georg bei Vil-
lingen waren in ihrer Jugend ihre Seelenführer".
Was soll das heißen?! Nach einer ganz un-
verbürgten Sage soll sie aus fürstlichem Geblüte
gebürtig gewesen sein. Im Suchen überall
nach Auskunft stoße ich in der im Jahre 1864 zu
München bei Gummi erschienenen Schrift: „In den
Voralpen", 111 Stärnberger (!) See, S. 380
auf eine Stelle, wo es heißt: „In dem Dorf
Donstetten bei Geislingen war es, wo sich die
Selige zuerst im Gebet übte." Was ist dies für
ein Donstetten bei Geislingen? ! Ein Donnstettcn
findet sich bloß in Schwaben im Oberamt Urach
auf der rauhesten Alb an der Straße nach Blau-
beuren, welches schon mit dem näher bei Gciß-
lingen gelegenen Dornstadt verwechselt worden ist.
Man weiß auch nicht, woher die Sage kommt,
Herluka habe neben ihrer Heiligkeit auch als
Prophetin einen weitverbreiteten Ruf genossen.
Dis Schicksale und das traurige Ende des glän-
zenden Geschlechtes der Hohenstaufen, das
ein Jahrhundert nach ihrem Tode unterging, soll
sie vorhergesagt haben. Diese Prophezeiungen,
wird behauptet, habe die berühmte Heidelberger
Bibliothek, einst die erste der Welt, handschriftlich
besessen, welche in die VaUc-um durch Kurfürst
Maximilian kam. Man hat aber dieselben bis
jetzt daselbst nicht finden können. Ueclc.

Slultgcul, Buchdruckerei dcr Alt.-Ecs. „Tciüfchcs VottSläatt".
 
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