179
bloiuö, welches lange Zelt für einen Mar-
tin Schön gehalten wurde, stammt ans
dem Wengenkloster. Es stellt die Be-
weinung Christi dar, wurde 1803 nach
München gebracht und ist jetzt im Ger-
manischen Museum zu Nürnberg. Dieses
Bild hat eine ganze Litteratur („D.-A." a.
a. O. Beck im „Archiv für christliche
Kunst" 1892 S. 8 ff. n. S. 46 und
Bach in 1893 S. 53) hervor gerufen;
wir sind deshalb genötigt, ausführlicher
davon zu sprechen. Alle Nachrichten gehen
auf eine Quelle zurück, welche iu dem
von Abt Knen III. herausgegebenen Kloster-
werk: „Loliectio scripborum rerum
Uistorico - nronastico - ecclesiL3ticorum
vurioruur reliAiogorum orckürum Tut
V. p. 2^ enthalten sind, woselbst ans
S. 291 ff. Prälat Knen eine mit Urkunden
belegte Geschichte des Wengenklosters giebt.
Die betreffende Stelle steht auf S. 439
und lautet in deutscher Uebersetzung fol-
gendermaßen: „Als im Jahr 1613 der
Kurfürst von Bayern rc. iu unserer Kirche
seine Andacht verrichtete, konnte er das
Bild des Hochaltars nicht genug bewun-
dern und nach München zurückgekehrt,
entbrannte er von solchem Verlangen nach
dem Bilde, daß er noch in demselben
Jahr an den Prior Georg schrieb, man
möge ihm das Bild um einen angemessenen
Preis Hach München schicken. Dieser
stimmte dem Wunsche zu, erinnerte aber
zugleich daran, daß dasselbe ganz aus
Holz gemalt sei, keineufalls aber (minime
rurkem) ans ein leinenes Tuch und deshalb
die große Gefahr der Zerbrechlichkeit be-
stehe , wenn eine Tafel von so großer
Breite von Ulm in die so entfernte Resi-
denz des Churfürsten übertragen würde.
Daraufhin stand der Fürst von seiner
Bitte ab." — Darauf folgt die Beschrei-
bung des Bildes, welches von Martin
Schon von Kalenback, vuIZo der schöne
Marlin genannt, gemalt sei. Schließlich
heißt es, die Tafel befinde sich heule noch
iu unserem Kloster und werde von Allen,
welche von der Malknust mehr als von
Schusters Rappen verstehe», bewundert.
Mit diesem Bilde wurde nun stets
ein anderes verwechselt, welches gleichfalls
die Beweinung Christi darstellt; aber in
ganz anderer Anordnung und Auffassung
einer späteren Zeit angeh ort. ES wird
der Schaffuerschen Schule zugrschriebcu
und befindet sich, soweit wir es verfolge»
können, seit 1799 im Münster zu Ulm,
wo es iu der Neidhardtscheu Kapelle hing,
dann aber neben dem Eingang in die
Sakristei angebracht wurde und jetzt au
der Wand neben dem Eingang iu die
Neidhardtsche Kapelle aufgehängt ist. Es
wurde, wie Manch mitteilt, 1799 von
dem Maler Leonhard Knen von Weissen-
horn und 1817 von Butziger in Augsburg
restauriert. Eine dritte Restauration fand,
wie Häßler in seinem Sendschreiben an
E. Mauch 1855 mitteitt, iu dem gcnauuteu
Jahre statt. In Ulms Kunstgeschichte des
Mittelalters S. 119 f. wird das Bild
gleichfalls erwähnt und dem Schaffner zu-
geschrieben.
Aus den angeführten Daten geht un-
zweifelhast hervor, daß dasselbe keineufalls
identisch ist mit der von Weyermanu
(II. S. 465; Kunstblatt 1822 Nr. 63)
erwähnten Kreuzabnahme, welche ums
Jahr 1830 ein Schiffmann in Ulm besaß.
Eine unglaubliche Verwirrung hat zu-
nächst Mauch angerichtet, welcher in seinem
Buche „UlmS Knnstlebcn" S. 36 f. das
Wcngenbild mit dem im Ulmer Münster
befindlichen verwechselt und dasselbe sogar
auf Martin Schön getauft hat. Er wird
dafür von Häßler iu dem schon erwähnten
Sendschreiben zurecht gewiesen, ohne daß
übrigens dem letzteren eine Ahnung davon
aufgeht, woher Mauch seine Nachrichten
bezogen hat.
Es ist das Verdienst des Herausgebers
dieser Blätter, daß er auf die wichtige
Origiualquelle, die Schriftsive
iutormLvio iüstoricu" u. s. w. des Prä-
laten Michael III. Knen erstmals wieder
aufmerksam gemacht hat (,D.-A." v. 1886
S. 69 ff.); wir erfahren daraus zugleich
noch mehrereS über ehemalige Kunstschätze
des Wengenklosters, z. B. über das Epi-
taph des Abtö Bouer von 1635, welches
ein schönes Kreuziguugsbild enthielt. Dann
wird auf S. 142 auch das große Ge-
mälde des jüngsten Gerichts erwähnt,
welches jetzt in der Stuttgarter Alier-
tümersaunnlung hängt; cs ist jedoch nickt
von Schaffner, wie man seither anuahin,
sondern von dem Ulmer Stadlmaler Georg
Rieder (nicht Neiterer, Weyermanu II. S.
420), ch 1564, gemalt.
bloiuö, welches lange Zelt für einen Mar-
tin Schön gehalten wurde, stammt ans
dem Wengenkloster. Es stellt die Be-
weinung Christi dar, wurde 1803 nach
München gebracht und ist jetzt im Ger-
manischen Museum zu Nürnberg. Dieses
Bild hat eine ganze Litteratur („D.-A." a.
a. O. Beck im „Archiv für christliche
Kunst" 1892 S. 8 ff. n. S. 46 und
Bach in 1893 S. 53) hervor gerufen;
wir sind deshalb genötigt, ausführlicher
davon zu sprechen. Alle Nachrichten gehen
auf eine Quelle zurück, welche iu dem
von Abt Knen III. herausgegebenen Kloster-
werk: „Loliectio scripborum rerum
Uistorico - nronastico - ecclesiL3ticorum
vurioruur reliAiogorum orckürum Tut
V. p. 2^ enthalten sind, woselbst ans
S. 291 ff. Prälat Knen eine mit Urkunden
belegte Geschichte des Wengenklosters giebt.
Die betreffende Stelle steht auf S. 439
und lautet in deutscher Uebersetzung fol-
gendermaßen: „Als im Jahr 1613 der
Kurfürst von Bayern rc. iu unserer Kirche
seine Andacht verrichtete, konnte er das
Bild des Hochaltars nicht genug bewun-
dern und nach München zurückgekehrt,
entbrannte er von solchem Verlangen nach
dem Bilde, daß er noch in demselben
Jahr an den Prior Georg schrieb, man
möge ihm das Bild um einen angemessenen
Preis Hach München schicken. Dieser
stimmte dem Wunsche zu, erinnerte aber
zugleich daran, daß dasselbe ganz aus
Holz gemalt sei, keineufalls aber (minime
rurkem) ans ein leinenes Tuch und deshalb
die große Gefahr der Zerbrechlichkeit be-
stehe , wenn eine Tafel von so großer
Breite von Ulm in die so entfernte Resi-
denz des Churfürsten übertragen würde.
Daraufhin stand der Fürst von seiner
Bitte ab." — Darauf folgt die Beschrei-
bung des Bildes, welches von Martin
Schon von Kalenback, vuIZo der schöne
Marlin genannt, gemalt sei. Schließlich
heißt es, die Tafel befinde sich heule noch
iu unserem Kloster und werde von Allen,
welche von der Malknust mehr als von
Schusters Rappen verstehe», bewundert.
Mit diesem Bilde wurde nun stets
ein anderes verwechselt, welches gleichfalls
die Beweinung Christi darstellt; aber in
ganz anderer Anordnung und Auffassung
einer späteren Zeit angeh ort. ES wird
der Schaffuerschen Schule zugrschriebcu
und befindet sich, soweit wir es verfolge»
können, seit 1799 im Münster zu Ulm,
wo es iu der Neidhardtscheu Kapelle hing,
dann aber neben dem Eingang in die
Sakristei angebracht wurde und jetzt au
der Wand neben dem Eingang iu die
Neidhardtsche Kapelle aufgehängt ist. Es
wurde, wie Manch mitteilt, 1799 von
dem Maler Leonhard Knen von Weissen-
horn und 1817 von Butziger in Augsburg
restauriert. Eine dritte Restauration fand,
wie Häßler in seinem Sendschreiben an
E. Mauch 1855 mitteitt, iu dem gcnauuteu
Jahre statt. In Ulms Kunstgeschichte des
Mittelalters S. 119 f. wird das Bild
gleichfalls erwähnt und dem Schaffner zu-
geschrieben.
Aus den angeführten Daten geht un-
zweifelhast hervor, daß dasselbe keineufalls
identisch ist mit der von Weyermanu
(II. S. 465; Kunstblatt 1822 Nr. 63)
erwähnten Kreuzabnahme, welche ums
Jahr 1830 ein Schiffmann in Ulm besaß.
Eine unglaubliche Verwirrung hat zu-
nächst Mauch angerichtet, welcher in seinem
Buche „UlmS Knnstlebcn" S. 36 f. das
Wcngenbild mit dem im Ulmer Münster
befindlichen verwechselt und dasselbe sogar
auf Martin Schön getauft hat. Er wird
dafür von Häßler iu dem schon erwähnten
Sendschreiben zurecht gewiesen, ohne daß
übrigens dem letzteren eine Ahnung davon
aufgeht, woher Mauch seine Nachrichten
bezogen hat.
Es ist das Verdienst des Herausgebers
dieser Blätter, daß er auf die wichtige
Origiualquelle, die Schriftsive
iutormLvio iüstoricu" u. s. w. des Prä-
laten Michael III. Knen erstmals wieder
aufmerksam gemacht hat (,D.-A." v. 1886
S. 69 ff.); wir erfahren daraus zugleich
noch mehrereS über ehemalige Kunstschätze
des Wengenklosters, z. B. über das Epi-
taph des Abtö Bouer von 1635, welches
ein schönes Kreuziguugsbild enthielt. Dann
wird auf S. 142 auch das große Ge-
mälde des jüngsten Gerichts erwähnt,
welches jetzt in der Stuttgarter Alier-
tümersaunnlung hängt; cs ist jedoch nickt
von Schaffner, wie man seither anuahin,
sondern von dem Ulmer Stadlmaler Georg
Rieder (nicht Neiterer, Weyermanu II. S.
420), ch 1564, gemalt.