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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Kurth, Willy: Ausstellungen der Freien Secession Berlin 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0018

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Ausstellung der Freien Secession Berlin /p/8.

Wir wissen, daß es keine künstlerischen
Rechtsgründe gibt, diese kraftraubende Spal-
tung zu legetimieren. Rein persönliche waren
der unselige Urheber. Allein sieht man näher
zu, so hat jeder — und besonders die Freie
Secession — ihren Feind unter sich. Der Name
des Ehrenpräsidenten Liebermann ist in Wahr-
heit bei keinem der Mitglieder mehr ein Zeichen,
in dem er siegen will. Was man sich gewohnt
hat unter Expressionismus an modernem Kunst-
willen zusammenzufassen, wirkt auf die, deren
künstlerisches Glaubensbekenntnis um fünfzehn
Jahre und mehr zurückliegt, zersetzend. Und
jene, die sich in ihrem Wollen um die neue
Kunst sammeln, reifen nur langsam. Die Physiog-
nomie der Ausstellung der Freien Secession ist
daher gegenüber den ruhig und klarsehenden
Zeiten der Liebermannära unentschieden ge-
worden. Älteres will wieder jung sein und
Jüngeres will reife Ruhe finden.

Äußerlich haben die Jüngeren das Wort. Sie
würden auch innerlich ihre höhere Berechtigung
zeigen, wenn ihre Jury gegen die eilfertigen

Mitläufer unnachsichtig wäre. Nur so könnte
man auch einem größeren Publikum zeigen, daß
es sich hier nicht bloß um einen neuen Mode-
stil handelt. Wo aber jeder sich den neuen
Schnitt zulegen kann, ohne wirklich drin zu
sitzen, verfällt die neue Form, das bloße „An-
dersseinwollen", als Maskerade dem Gelächter.
Max Pechstein, der als ihr Führer gelten kann,
hat nach seiner Rückkehr von den Südseeinseln
und der Kriegsgefangenschaft, Muße gefunden,
seine neuen künstlerischen Erkenntnisse aus
den Tropen in Bildern niederzulegen, deren
ruhige Gemessenheit auffällt. Doppelt, da man
ihn als einen energischen Sucher mit lebhaft
ausgreifendem Temperament kennen gelernt
hatte. Sein Triptychon der Bucht von Monte-
rosso gibt das menschliche Tun der Strandbe-
völkerung mit jenen Akzenten elementaren ein-
fachen Daseins, mit dem Hans v. Marees einst
in seinen Neapler Fresken der modernen Mo-
numentalmalerei den wahren Weg der einfachen
Größe wies. Pechstein baut sein Bild nicht
mehr wie Marees aus kubischen Elementen des
 
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