Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (43.1918-1919)

Ausstellung der Freien Secession Berlin 1918.

zisten zuzählen. Ebenso Surbeks „Beschau-
lichkeit". Das schöne Portamento Pellegrinis
Liniengesanges hat südliche Milde und verhal-
tene Sehnsucht zugleich. Doch hinterläßt es
ein unsicheres Gefühl, wenn mitten im Streben
einer neuen Generation schon solche abgerun-
deten Geschmackswerte mitlaufen. Sie sind zu
geschickt, als daß ihnen ein bitteres Streben
voraufgegangen sein könnte, wie bei Pechstein.
Wurde dem Impressionismus die Form der be-
wußten Studie hie und da zum Verhängnis, so
der jüngeren Generation leicht das Gegenteil,
der bewußte Bildabschluß und das Hindurch-
ringen der Vision zur Anschaulichkeit könnte

überflüssig erscheinen. G. von Seckendorff
hätte wohl die Fähigkeit gewinnen können,
an Stelle der Illustration in seinen Bildern
wirklich anschauliches Erlebnis zu setzen. Seine
„Oderlandschaft" weist alle guten Wege dafür
auf, während seine phantastischen Bildthemen
Illustration bleiben. Allen diesen leicht klin-
genden Melodien steht Kokoschkas Kunst wie
ein Gegenpol gegenüber. Sein Erlebnis bindet
sich nicht so anmutig. Unmittelbar aufleuchtend
in visionärer Zuckung gibt sich die Seele eines
Menschen, öffnet sich das Geheimnis des Le-
bens, das uns zu Sehern macht. Kokoschka
wählt nicht lange seine Sprache für seine Visio-

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