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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Ostini, Fritz von: Adolf Hengeler und seine Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0133

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ADOLF HENGELER UND SEINE KUNST.

VON FRITZ V. OSTINI.

Ob es wohl noch viele deutsche Maler gibt,
die „inwendig so voller Figur" sind, wie
Adolf Hengeler? Kaum! Er ist einer, der über-
haupt in Bildern denkt, in Bildern lebt und fühlt.
Wer auch ein paar Dutzend seiner Gemälde ge-
sehen hat, mag das noch lange nicht ermessen.
Dazu muß man schon tiefer in sein künstlerisches
Wesen hineingeblickt haben und wissen, daß
sein Gestaltungstrieb überhaupt nie zur Ruhe
kommt. Ihm reicht das Leben nicht, für das,
was er zu sagen hat. Das klingt, wie recht
große Worte und ist doch nur schlichte Wahrheit.
Denn mit dem was Hengeler so das Jahr über
malt — es ist nicht wenig — malt an Land-
schaften und Idyllen, an allerlei liebenswürdiger
Romantik, an Puttenszenen und Heiligen-
geschichten, an Interieurs mit Figuren, Kostüm-
bildern usw. ist es noch lange nicht getan. So
ganz kennen lernt man sein Wesen nur, wenn
man in seine Mappen gucken darf und die
Dinge schaut, die er so ganz für sich allein, ohne
Bestimmung für die Öffentlichkeit, aus reiner

XXl>- Nov.-Dez. 1918. 1

Freude an farbigen und gegenständlichen Ein-
fällen in der Zeit schafft, die er seine Muße-
stunden nennt. Schafft, so aus purer Lust und
Liebe heraus! Abends beim Lampenlicht oder
in der Sommerfrische, wenn er „nicht arbeitet".
An einem Winternachmittag des letzten Jahres
habe ich in jenen Mappen geblättert — sehr
flüchtig nur, denn es galt, rund 800 farbige
Zeichnungen und Gouachen anzusehen, die in
den letzten paar Jahren so neben der großen
Malerarbeit des Künstlers entstanden sind.
Alle originell, in ihrem Stoff, in ihrer Farbigkeit,
in ihrer formalen Gestaltung! Und alle fertig
genug in ihrer Art, um für sich was zu gelten.
Viele sind reife feine Bildchen, technisch oft
verblüffend geschickt ausgeführt und alle doch
leicht, lustig, spontan gegeben — gegriffen aus
einer Schatzkammer von anscheinend uner-
schöpflichem Reichtum. Manche von diesen
fröhlichen Farbspielen, für die es kaum eine Be-
zeichnung gibt, reifen zu Bildern aus. Die Mehr-
zahl bleibt wohl vor der Hand in den Mappen.
 
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