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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Pazaurek, Gustav Edmund: Postwertzeichen: zum Preisausschreiben für eine neue deutsche Reichs-Postmarke
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0217

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O. HADANK-
BKRLIN.
EIN PREIS
VON M. 4OO.

POSTWERTZEICHEN

ZUM PREISAUSSCHREIBEN FÜR EINE NEUE DEUTSCHE REICHS-POSTMARKE.

Keine Kleinigkeit", nannte Avenarius schon
vor 10 Jahren mit Recht die Briefmarken,
die nicht nur jenes Erzeugnis der Gebrauchs-
graphik sind, das die weitaus höchste, in die
Milliarden gehende Auflagenziffer aufweist,
sondern auch über den ganzen Erdball verbreitet
ist und in vielen Gegenden vielleicht die einzige
„Besuchskarte ist, die Germania dort abgibt".
Man hat dem vielfach widersprochen und die
Überschätzung nebensächlicher Momente ge-
radezu lächerlich zu machen versucht. Sehr mit
Unrecht! Es gibt unter den verschiedenen Betäti-
gungen der äußeren Kultur nichts Unwichtiges.
Gerade ein Volkstum von sich immer mehr und
mehr verfeinerndemGeschmackmußWert darauf
legen, auch anscheinende Nebensächlichkeiten
nicht zu vernachlässigen. So geringfügig die
Einzelheiten auch erscheinen mögen, gerade
durch das mosaikartige Zusammenfügen solcher
„Kleinigkeiten" erkennt man den Stand, auf
dem die Geschmackskultur eines Volkes ange-
langt ist. Mit Recht gab es daher auch schon
Wettbewerbe für Vereinsabzeichen, Besuchs-
karten, Mitgliederkarten usw., ja gerade die
Gebrauchsgraphik, die in früheren Zeiten nur
einige Lieblingsgebiete wie das der „Exlibris"
oder Verlagssigna mit größerer Liebe berück-
sichtigte , macht längst kein Halt mehr vor der
sorgfältigsten Ausgestaltung auch der Briefköpfe
und Umschläge, Rechnungsformulare,Packungen
und Etiketten, Preiszettel und dergleichen. Man
erinnert sich wohl an den Umfang, dennamentlich
die Werbemarke kurz vor dem Weltkrieg ge-

nommen hat. Ich meine damit nicht die Massen-
schundauflagen untergeordneter Geschäfte, die
auf diese Weise durch Gewinnung jugendlicher,
kritikloser, nur auf Quantität ausgehender Samm-
ler ihren Kundenkreis zu erweitern trachteten,
sondern die überraschend zahlreichen Schöp-
fungen von Graphikern ersten Ranges, die für
dieses Gebiet gerade in Deutschland, Österreich,
in der Schweiz und in Dänemark in großer Zahl
gewonnen werden konnten.

Wenn man nun geglaubt hat, daß mit der
künstlerischen Veredlung der Reklamemarke
auch eine solche der staatlichen Briefmarke
Hand in Hand gehen werde, so war dies leider
eine Täuschung. Die Voraussetzung bei der
Beschaffung wie bei der Verwendung einerseits
der Werbemarken und andererseits der Post-
wertzeichen sind bei uns zu verschieden, und
nur in Österreich, wo die gute Werbemarke
weniger ein Produkt der Lithographie als ein
solches des Buch- oder Kupferdruckes war,
bildete sich von selbst die Brücke von der einen
zur anderen Gruppe. Während somit im deut-
schenReich die Briefmarke, wie auchdie anderen
staatlichen Wertdrucke, nämlich das Papiergeld
oder die Wertpapiere, künstlerisch leider kaum
einen Fortschritt aufzuweisen haben, entstanden
in Österreich ganz vorzügliche Drucke überall,
in erster Reihe die Briefmarken von Kolo Moser,
die schon vor zehn Jahren in dieser Zeitschrift
abgebildet wurden. Zu den Arbeiten dieses
Künstlers kamen aber inzwischen noch weitere
von A. Coßmann und namentlich von Dr. Rudolf

XXII. Nov.-Dez. 1918. 10
 
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