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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Kurth, Willy: Deutsche Malerei im 19. Jahrhundert: Sonder-Ausstellung der Galerie Arnold, Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0224

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Deutsche Malerei im ig. Jahrhundert.

ADOLF SCHREYER t 1899. CRONBERG.

»VOR DEM ZOOLOG. GARTEN FRANKF.« 186U

sehen Einheit eine malerische Haltung erreicht,
die mit gleicher Konsequenz nicht oft nachher
angestrebt worden ist. Die eigenwillige Per-
sönlichkeit eines Caspar David Friedrich,
obwohl er mit seinem Freund Dahl zur selben
Zeit in Dresden schafft, bleibt unberührt von
dieser malerischen Einheitsform. Sein groß-
artiger „Nebel im Riesengebirge", eine Neu-
erwerbung der Pinakothek in München, faßt
mit souveräner Linienkraft alle Einzelheiten zu
einem wahren Bau zusammen, der an Stelle
der Impression das Symbol setzt. In dieser
romantischen Verdichtung ist ihm Karl G.
Carus in Dresden gefolgt, und 5 kleine Bilder
zeigen, daß er es glücklich verstand, der ex-
pressionistischen Stimmungslandschaft Fried-
richs eine leichte Wendung zur „paysage in-
time" zu geben. Die ganze Gefühlsschwere der
Kunst C. D. Friedrichs verstehen wir an der
seltsamen Eigenart dieses Grüblers. Sein direk-
ter Schüler G. J. Kersting zeigt uns in einem
kleinen Atelierbild von 1819 (Abb. S. 226) den
eigensinnigen Friesenkopf dieses tiefen Suchers.
In der kühlen Leere des Ateliers sucht Fried-
rich vor der Staffelei stehend bohrenden Auges
seine Träume zu erfassen. Das Bildchen ist ein
hohes menschliches Dokument. Nur Hamburg

hatte in diesem zweiten und dritten Jahrzehnt
noch einen ähnlich gerichteten Charakter wie
Dresden aufzuweisen, wenngleich die Verhält-
nisse und mit ihnen die Gesinnungen etwas
kleinbürgerlicher sind. Aus den bekannten
Porträts von Oldach, Erwin Speckter und
Eybe spricht die treue Beobachtung der Einzel-
form, die in demBildnis der Barbara Hackius
von C. G. Eybe weit über die Registrierung
von Zufälligkeiten hinausgeht. Die bürgerliche
Gradhaftigkeit des sauberen Anzugs kontra-
stiert eigentümlich zu dem willensstarken aber
dumpfen niedersächsischen Wesen jener ersten
Bürgerkultur. Die Landschaft strebt zu höheren
malerischen Einheiten über G e n s 1 e r M o r g e n -
s t er n hin zu den ganz freien Naturschilderungen
Fr. Wasmanns, „Frühschnee inMeran" 1831,
die locker und farbig ohne die Phrase der Kom-
position das Ganze erfaßt. In dieser Zeit be-
ginnt auch Berlin sich dem malerischen Gefühl
zu öffnen und nicht ohne Einfluß Dahls gelangen
Carl Blechen und Adolf Menzel zu einer
einfachen und starken Naturkraft, die der Ber-
liner Malerschule in den 40 er Jahren ein ganz
besonderes Gepräge verliehen hat. Besonders
steigt unter der romantischen Erregtheit Carl
Blechens die Farbe in eine reichere Skala von
 
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