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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Kurth, Willy: Deutsche Malerei im 19. Jahrhundert: Sonder-Ausstellung der Galerie Arnold, Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0239

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Deutsche Malerei im ig. Jahrhundert

CARL SPITZWEG t 1885. MÜNCHEN.

GEMÄLDE »DER WITWERc

skala ist, ein chromatischer Reichtum und eine
Fülle von freizugreifender Sinnlichkeit ausge-
schüttet, die der Müncacsyzeit fehlte. Seit der
Lichteinheit des Menzels der 40 er Jahre war
kein förderndes Problem gestellt innerhalb der
ganzen deutschen Schule als das, welches auf
Grund des französischen Impressionismus die
Einheit der Luft hinzubringt. Der Valeur zieht
die Farbfläche zusammen. Alle Entwicklungs-
stadien sind vertreten. Der „Kleinkinderschule"
1874 folgt nach anderen Bildern die wundervolle
„Bleiche" von 1889. Die Schönheit des Tons
von Silbergrün mit lichtem Grau und leichtem
Gelb, ganz ohne dekoratives Ensemble, ganz
hervorgebracht von der unmittelbar suggerie-
renden Frische der Atmosphäre, ist von seltener
Tiefe. Späte Werke aus den Dresdener Samm-
lungen Rottermundt und Schmitz, wie der schöne
„Gemüsemarkt in Delft", sind bekannt.

InMaxSlevogt, der außer frühen Arbeiten
mit zwei letzten Pfalzlandschaften vertreten ist,

löst sich der Impressionismus zu einer uner-
hörten Freiheit in der Komposition und in der
Farbrhythmik auf. Sein Selbstbildnis im Garten
(Abb. S. 208) nimmt Mensch und Natur zu einer
wundervollen Einheit zusammen. Die Freiheit
der Bewegung, die klare Raumentfaltung und
die Unmittelbarkeit des Ausdrucks bringen die
Erscheinung dem Beschauer so nahe, wie ähnlich
es Rembrandt vermochte. Das Glück dieses gan-
zen Malerlemperamentes genießt das Erbe eines
großenmalerischen Stils in ungeschwächter Kraft,
die dem Fünfzigjährigen lange bleiben möge.
St

Der Künstler sieht überall die heiligen Schwing-
ungen und leisen Töne, womit die Natur alle
Gegenstände verbindet. Bei jedem Tritte eröffnet
sich ihm die magische Welt, die jene großen Künstler
innig und beständig umgab, deren Werke in Ewigkeit
den wetteifernden Künstler zur Ehrfurcht hinreißen,
alle Verächter, ausländische und inländische, studierte
und unstudierte, im Zaum halten, und den reichen
Sammler in Kontribution se^en werden.. . GOETHE.
 
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