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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Braungart, Richard: Stilleben von Theodor Bohnenberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0249

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THEODOR

BOHNENBERGER.

»ROSEN«

STILLEBEN VON THEODOR BOHNENBERGER.

VON RICHARD BKAUNGART.

Der Grund, weshalb Blumenstilleben nicht
allein beim Publikum, sondern — min-
destens ebensosehr — auch bei den Malern
beliebt sind, ist nicht etwa nur darin zu finden,
daß die Blumen die verhältnismäßig billigsten
und auf alle Fälle die bequemsten, praktikabel-
sten Modelle sind. Es ist eine tiefere Ursache,
die das, und zwar ebenso einfach wie erschöp-
fend, erklärt. Sie heißt, mit einem einzigen
Wort: Farbe. Selbstverständlich sind es auch
die unendlich mannigfaltigen Formen der Blu-
men, die den Künstler, besonders wenn er
heimlich oder offen ein starker Zeichner ist,
zum Nachschaffen und Gestalten anregen müs-
sen. Aber der primäre Anreiz geht doch von
den Farben aus, deren natürlichste und liebens-
würdigste Träger und Verkünder die Blumen
sind. Darum hat es auch nur selten einen Maler
gegeben, der nicht, wenn er nicht überhaupt
Blumenmaler von Beruf gewesen ist, irgend-
einmal in seinem Leben, sei es nur zu seinem
Privatvergnügen oder als Zwischenspiel in den
Pausen zwischen größeren Werken anderer
Gattung, sich an Blumenstilleben versucht
hätte. Und es ist gar nicht selten, daß diese
Arbeiten, die mit besonderer Liebe gemalt

sind, zu den besten eines Künstlers gehören
und zum Maßstab seines Könnens werden.

Ungefähr das Gleiche läßt sich von den
Blumenstücken des in München lebenden Ma-
lers Theodor Bohnenberger sagen. Denn
dieser Künstler, der 1868 in Stuttgart geboren
ist, die Stuttgarter Kunstschule besucht und
auch in München, erst bei Johann Herterich
und dann noch ein Jahr privat bei Marr, stu-
diert hat, ist eigentlich kein Blumenmaler von
Geburt und Profession. Er hat früher haupt-
sächlich noble Bildnisse, u. a. auch einige große
Reiterbildnisse, und daneben Akte von unver-
gleichlich keuschem Zauber gemalt und ist
durchaus nicht gesonnen, dieses reiche und
dankbare Gebiet, auf dem er ein Meister ist,
zu verlassen. Er wartet vielmehr nur auf das
Kriegsende, das ihm, der als Offizier jetzt wenig
Sammlung und Muße zur Figurenmalerei hat,
die Freiheit zum Schaffen in seinem Sinne
wieder geben soll. Und so ist ihm die Still-
lebenmalerei, die ihn neben den Blumen ge-
legentlich auch Früchte (Zitronen z. B. oder
Äpfel) als Modelle schätzen gelehrt hat, zu
einer Art anmutigen Intermezzos geworden.
Aber es ging und geht ihm wie so manchem
 
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