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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Schaefer, Karl: Dänemark und wir
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0262

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Dänemark und wir.

PROF. JOSEF WACKERLE.

viel unscheinbareren jährlich
sich mehrenden Alltagsbau-
ten, ganz besonders an jene
Landhäuser in den Dünen und
am Strand, in den Buchen-
wäldern und saftig grünen
Wiesenflächen Seelands, in
denen die Sehnsucht der Ko-
penhagener Großstadtbevöl-
kerung nach dem Frieden und
der Behaglichkeit des Land-
lebens ihre Befriedigung fin-
det. Der Eifer, mit dem der
Däne seine alte Volkskunst
liebt, die kräftige handfeste
Kunst des Zimmermanns, die
frische Farbigkeit, die allen
Schiffer- und Küstenvölkern
so besonders eigen ist, in der
Erscheinung des Hauses und
des Hausrats, die gediegene,
schwere, schmucklose Sach-
lichkeit, — dieser Eifer hat
dazu geführt, daß die gesun-
den Grundsätze der Alten
auch auf den modernen Land-
hausbau Anwendung finden,
ohne daß man dabei zu alter-
tümelnden Stilspielereien ge-
kommen wäre. Harmonie,
feinabgewogene Verhältnisse,
lebendige Fensterteilung, und
dazu ein treffliches Handwerk
und ein schönes Material in
den Ziegelflächen und der
Holzarbeit, das gibt den Stil
dieser liebenswürdigen, im
besten Sinne bodenständigen
und gediegenen Bauweise, um
die wir Deutschen trotz vieler
guter Anfänge, die wir allent-
halben aufweisen können, die

»MESSING-FIGUREN«

Dänen beneiden dürfen. Denn bei ihnen ist oder
erscheint wenigstens dem reisenden Beobachter
diese Baugesinnung nicht nur in einem und dem
andern überragenden Künstler, sondern in der
Masse der jungen Architektenschaft als Gemein-
gut aller zum Segen der Gesamtheit wirksam.

Und das sind auch die uns so sympathischen
Wesenszüge des dänischen Kunsthandwerks.
Man kennt sie unter uns, die Silberschmiede-
arbeiten eines Jensen, denen die Werkform
und der Hammerschlag ihr Gepräge und ihren
Schmuck geben, die Bucheinbände, in denen
Anker Kister einst mit seinem Vorbild voran-
ging. Wir erinnern uns gern daran, daß die

Porzellan-Manufakturen, die Königliche sowohl
wie die von Bing & Gröndael, die ersten waren,
die es mit ihren Modellen und Malereien so
ernst nahmen, daß sie sich der ersten dänischen
Künstler bedienten, um anstelle der billigen
Süßlichkeit einer Marktware jene vollendeten
Kleinkunstwerke zu schaffen, mit denen sie
die Welt erobert haben.

Das alles — und man könnte zum Beleg noch
viele andere Beispiele anführen — sind die
Äußerungen eines in sich gefestigten nationalen
Selbstbewußtseins, das in seiner ruhigen Ent-
wickelung fest im Volke wurzelt. Keine über-
hitzte, insGroßartigedrängendeÜberproduktion,
 
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