Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (43.1918-1919)

Dänemark und wir.

gewissenhafte, den Gegenstand im weitesten
Maß gerecht werdende Schilderung erfahren
schon zu einer Zeit, wo man bei uns in Deutsch-
land eben erst anfing, den launig und phan-
tastisch geschnitzten, bunt bemalten, Geschich-
ten erzählenden und handwerklich so originellen
als tüchtigen Geräten, Möbeln und Geweben
die erste Aufmerksamkeit zu widmen. Und
diese Sammlung ist schon vor mehr als
zwanzig Jahren von dem Interesse am Einzel-
gegenstand fortgeschritten zum ganzen Wohn-
raum und weiter zum vollständigen Bauernhaus,
dessen Typen man bei Lingby, ein paar Weg-
stunden nördlich der Hauptstadt, im Freien zu-
sammengestellt hat, wie sie in der Landschaft zu
stehen pflegten, zu einem Freiluftmuseum von
der anschaulichen und zugleich wissenschaft-

lich so gerechtfertigtenLebendigkeit, wie unsere
nordischen Nachbarn sie für ihre Volkskunst
bisher allein folgerichtig durchgeführt haben.

Ist es nicht merkwürdig genug, daß dieses
kleine Volk, das keine weltpolitischen Ziele
kennt, bei seiner vorwiegend landwirtschaft-
lichen Produktion und trotz der Tatsache, daß
Kopenhagen die einzige Stadt des Landes ist,
die Gelegenheit zum Umsatz und Voraussetz-
ungen zu einem lebendigen Kunsthandwerk
größeren Umfangs bietet, seine Kräfte so zu
nutzen versteht, daß man allenthalben auf dem
Weltmarkt seinen Leistungen mit größter Ach-
tung begegnet?........... k. sch.-lübeck.

£

Was der Künstler nicht geliebt hat, nicht liebt, soll
er nicht schildern, kann er nicht schildern. Goethe.

d.w.b.-ausstellung in kopenhagen. prof. georg kolbe. bronze »ringende amazonenc