Neue Arbeiten von Dagobert Peche.
ARCHI TEKT I). PECHE. AUSF: WIENER W ERKSTATTE ZÜRICH. »SILBERNE ANHÄNGER«
Leichtigkeit der Erscheinung, Befreiung von der
Nüchternheit und Buchstäblichkeit ist ja an sich
ein Merkmal jeder wahren Kunstleistung. Peche
erreicht sie in einem unerhörten Grade,
formal wie psychologisch. Leicht ist
seine Kunst in dem Sinne, daß der
bearbeitete Stoff stets ganz in die Form
hinschmilzt. Aus diesem restlosen Auf-
gehen resultiert Leichtigkeit, denn
Form ist psychologisch genommen eine
wirkliche Aufzehrung des Stoffes, eine
Verdrängung des Bewußtseinsinhaltes
„Stoff" zugunsten des Erlebnisses
„Form". Leicht ist diese Kunst dann
auch noch in dem Sinne, daß das Or-
nament selbst den Empfindungswert
der Schwereaufhebung hat. Leicht ist
sie ferner darin, daß sie flüssig und
hemmungslos produziert erscheint.
Man sehe die zarten Stoffe, die Peche
bemustert hat: China, Rokoko, Ex-
pressionismus, alles unter Herrschaft
sensitivster Feinnervigkeit zusammen-
gefaßt, paradox und unglaublich über-
zeugend, hingegeben an den Geist mo-
discher Gefälligkeit und doch durchaus
auch künstlerisch vollwertig, sehr emp-
findsam und doch ironisch, aus Be- gold. damenring«
zirken der Einbildungskraft stammend, wo es
kein plumpes Ernstnehmen der Dinge mehr
gibt, wo der Kampf der Elemente sich zum
reinen Spiel sublimiert, daß nichts mehr
bleibt als ein Lächeln, hauchartig über
die schimmernde Fläche gebreitet. —
Ich greife ein eben gefallenes Wort
heraus: Ironie. Peches Kunst hat
durchaus die Betonung der Ironie.
Nicht in dem gewöhnlichen Sinne des
Wortes, der durch nachlässigen Sprach-
gebrauch vergröbert und entwertet ist.
Sondern in demselben Sinne, in dem
man von romantischer Ironie spricht,
wo Ironie äußerste Geistesfreiheit be-
deutet, Fähigkeit, alle Grenzen und
Hemmungen zu überspringen, alle
Unter- und Nebentöne erklingen zu
lassen. Das braucht durchaus nicht
auszuschließen, daß der Künstler selbst
sehr ernst und tüchtig arbeite. Auch
Brentano tat dies, auch Friedrich Schle-
gel und Novalis. Trotzdem haben sie
jene kennzeichnende Entfernung aller
Schwere, jenen im innersten Kern des
Schaffens wirkenden Auftrieb, die das
echte romantische Erzeugnis immer
leicht-sinnig erscheinen lassen. Geist
78
ARCHI TEKT I). PECHE. AUSF: WIENER W ERKSTATTE ZÜRICH. »SILBERNE ANHÄNGER«
Leichtigkeit der Erscheinung, Befreiung von der
Nüchternheit und Buchstäblichkeit ist ja an sich
ein Merkmal jeder wahren Kunstleistung. Peche
erreicht sie in einem unerhörten Grade,
formal wie psychologisch. Leicht ist
seine Kunst in dem Sinne, daß der
bearbeitete Stoff stets ganz in die Form
hinschmilzt. Aus diesem restlosen Auf-
gehen resultiert Leichtigkeit, denn
Form ist psychologisch genommen eine
wirkliche Aufzehrung des Stoffes, eine
Verdrängung des Bewußtseinsinhaltes
„Stoff" zugunsten des Erlebnisses
„Form". Leicht ist diese Kunst dann
auch noch in dem Sinne, daß das Or-
nament selbst den Empfindungswert
der Schwereaufhebung hat. Leicht ist
sie ferner darin, daß sie flüssig und
hemmungslos produziert erscheint.
Man sehe die zarten Stoffe, die Peche
bemustert hat: China, Rokoko, Ex-
pressionismus, alles unter Herrschaft
sensitivster Feinnervigkeit zusammen-
gefaßt, paradox und unglaublich über-
zeugend, hingegeben an den Geist mo-
discher Gefälligkeit und doch durchaus
auch künstlerisch vollwertig, sehr emp-
findsam und doch ironisch, aus Be- gold. damenring«
zirken der Einbildungskraft stammend, wo es
kein plumpes Ernstnehmen der Dinge mehr
gibt, wo der Kampf der Elemente sich zum
reinen Spiel sublimiert, daß nichts mehr
bleibt als ein Lächeln, hauchartig über
die schimmernde Fläche gebreitet. —
Ich greife ein eben gefallenes Wort
heraus: Ironie. Peches Kunst hat
durchaus die Betonung der Ironie.
Nicht in dem gewöhnlichen Sinne des
Wortes, der durch nachlässigen Sprach-
gebrauch vergröbert und entwertet ist.
Sondern in demselben Sinne, in dem
man von romantischer Ironie spricht,
wo Ironie äußerste Geistesfreiheit be-
deutet, Fähigkeit, alle Grenzen und
Hemmungen zu überspringen, alle
Unter- und Nebentöne erklingen zu
lassen. Das braucht durchaus nicht
auszuschließen, daß der Künstler selbst
sehr ernst und tüchtig arbeite. Auch
Brentano tat dies, auch Friedrich Schle-
gel und Novalis. Trotzdem haben sie
jene kennzeichnende Entfernung aller
Schwere, jenen im innersten Kern des
Schaffens wirkenden Auftrieb, die das
echte romantische Erzeugnis immer
leicht-sinnig erscheinen lassen. Geist
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