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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 45.1919-1920

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Michel, Wilhelm: Stimmungswerte des expressionistischen Ornaments
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https://doi.org/10.11588/diglit.9121#0266

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Stimmungs-werte des expressionistischen Ornaments.

und Feuer der Leidenschaft auseinandergelegt
hat, die den Menschen zum Empörer aktiviert
und zur Kraft vereinseitigt hat. Eine Orna-
mentik der Jugend, nicht ohne innere Beziehung
zum Jugendstil, mit dem sie den Oberbegriff
der dramatischen Bewegung gemeinsam hat,
und doch wieder sehr von ihm unterschieden
durch die unvergleichlich stärkere geistige Ver-
tiefung. Was der Jugendstil ,.bewegte", war
nur die Oberfläche. Der Expressionismus ist
das geistige Erdbeben, das die Grundfesten er-
schüttert............wilhelm michel.

Ä

Alles Urdeoken geschieht in Bildern. Aus
L\. Begriffen hingegen entspringen die Werke
des bloßen Talents, die bloß vernünftigen Ge-
danken, die Nachahmungen und überhaupt alles
auf das gegenwärtige Bedürfnis und die Zeit-
genossenschaft allein Berechnete.

Im Einzelnen stets das Allgemeine zu sehen,
ist gerade der Grundzug des Genies; während
der Normalmensch im Einzelnen auch nur das

Einzelne als solches erkennt, da es nur als
solches der Wirklichkeit angehört, welche
allein für ihn Interesse, d. h. Beziehungen zu

seinem Willen hat.....

Alles kommt zuletzt darauf an, wo der
eigentliche Ernst des Menschen liegt. Bei
faßt allen liegt er ausschließlich im eigenen
Wohl und dem der Ihrigen; daher sie dies
und nichts anderes zu fördern im Stande
sind; weil eben kein Vorsatz, keine willkür-
liche und absichtliche Anstrengung, den wahren,
tiefen, eigentlichen Ernst verleiht, oder ersetzt,
oder richtiger verlegt. . . . Allein die höchst
seltenen, abnormen Menschen, deren wahrer
Ernst nicht im Persönlichen und Praktischen,
sondern im Objektiven und Theoretischen liegt,
sind im Stande, das Wesentliche der Dinge
und der Welt, also die höchsten Wahrheiten,
aufzufassen und in irgend einer Art und Weise
wiederzugeben. Einem solchen Menschen ist
sein Bilden, Dichten oder Denken Zweck, den
übrigen ist es Mittel..... a. Schopenhauer.
 
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