Zu den Werken von Willy Jaeckel,
WILLY JAECKEL - BERLIN.
BILDNIS »RUSSIN« 1915.
Charakter des Künstlers. Ob sie nicht Aus-
wirkung eines trüben, tellurischen Bestandteils
in seinem Geiste ist, der sich vielleicht nie wird
beseitigen lassen. Ob sie nicht notwendig ver-
bunden ist mit dem, was auf der andern Seite
die Kraft und Gediegenheit dieses Künstler-
naturells ausmacht. Es gibt tragische Verbin-
dungen dieser Art. Sie tun immer wieder die
Verknüpftheit des Handwerklichen mit dem
geistigen Müssen des Künstlers dar. Man sagt
„Form" und spricht von Leben; man sagt
„Technik" und meint Geist; man sagt „künst-
lerische Entwicklung" und meint Reifen, Wach-
sen, Vordringen eines lebendigen, ringsum hart
bedingten Menschen.
Es scheint mir sicher, daß mit Jaeckels Ge-
bundenheit an die Form die Kraft und Schwere
seines Wesens innerlich zusammenhängt. Er
ist Schlesier. In Menschen dieses Volksschlags
ist meist starke tellurische Verdichtung, barocke
Ummauerung des Ich mit viel trübem, dichtem
Stoff an Temperamentsschwere, Grübelei,
derber Leidenschaft. Sehr oft geistert dann
um diesen Block Stofflichkeit die zarteste,
innigste Empfindung, sogar mit der Neigung,
sich zur Empfindelei zu erweichen. Jäckel ist
freilich davon fast frei geblieben. Fast: denn
in der Muskelhaftigkeit seiner künstlerischen
Welt, die ihn von Anfang an dazu geführt hat,
Formen in Länge, Breite und Masse zu über-
treiben, wird auch ein Element von geistiger
Zartheit bemerkbar, das sicher nicht als Sen-
timentalität zu bezeichnen ist, das aber doch
nicht ganz mit den übrigen Elementen sich
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WILLY JAECKEL - BERLIN.
BILDNIS »RUSSIN« 1915.
Charakter des Künstlers. Ob sie nicht Aus-
wirkung eines trüben, tellurischen Bestandteils
in seinem Geiste ist, der sich vielleicht nie wird
beseitigen lassen. Ob sie nicht notwendig ver-
bunden ist mit dem, was auf der andern Seite
die Kraft und Gediegenheit dieses Künstler-
naturells ausmacht. Es gibt tragische Verbin-
dungen dieser Art. Sie tun immer wieder die
Verknüpftheit des Handwerklichen mit dem
geistigen Müssen des Künstlers dar. Man sagt
„Form" und spricht von Leben; man sagt
„Technik" und meint Geist; man sagt „künst-
lerische Entwicklung" und meint Reifen, Wach-
sen, Vordringen eines lebendigen, ringsum hart
bedingten Menschen.
Es scheint mir sicher, daß mit Jaeckels Ge-
bundenheit an die Form die Kraft und Schwere
seines Wesens innerlich zusammenhängt. Er
ist Schlesier. In Menschen dieses Volksschlags
ist meist starke tellurische Verdichtung, barocke
Ummauerung des Ich mit viel trübem, dichtem
Stoff an Temperamentsschwere, Grübelei,
derber Leidenschaft. Sehr oft geistert dann
um diesen Block Stofflichkeit die zarteste,
innigste Empfindung, sogar mit der Neigung,
sich zur Empfindelei zu erweichen. Jäckel ist
freilich davon fast frei geblieben. Fast: denn
in der Muskelhaftigkeit seiner künstlerischen
Welt, die ihn von Anfang an dazu geführt hat,
Formen in Länge, Breite und Masse zu über-
treiben, wird auch ein Element von geistiger
Zartheit bemerkbar, das sicher nicht als Sen-
timentalität zu bezeichnen ist, das aber doch
nicht ganz mit den übrigen Elementen sich
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