Der Maler Adolf Büger.
ADOLF BUEGER—MTJ NTHF.N.
GEM \l DE LANDSCHAFT
die Gärten, die Wälder, die Berge und diese
Stadt nichts mehr als ein kleinwinziges Beet
des großen Gartens, den er ganz und gar sehen
und in sich hineinsäugen will. Er geht nach
Holland, nachdem er den Rhein wie ein No-
made hinabgewandert ist, nistet sich in Köln
fest. Zwei Jahre, schwer und glücklos, reich
an Anregung. Dort verkauft er die ersten Bil-
der. Es sind Stilleben, Gartenmotive, Ufer-
bilder. Er hat sich sein Können erarbeitet,
bitter erkauft. Solide Malerei ist das, was er
da schafft. Manchmal geht das Temperament
durch, oft reißen Unbeholfenheiten Lücken. Un-
beirrt arbeitet er weiter. Die Not hat ihn so
bescheiden gemacht, daß er nur mehr meint
ums tägliche Forlkommen zu malen. Seine
„Versuche" aus damaliger Mußezeit, die er
nicht herzuzeigen wagte, erheben heute An-
klage gegen die Ahnungslosigkeit seiner da-
maligen Kundschaft. —
Das Jahr des Krieges schleudert ihn wieder
nach München zurück. Kriegsuntauglich und
gesundheitlich erschöpft kommt eine Zeit des
Ausspannens. Diese Unterbrechung quält mehr
als Not und Familiensorgen. Dann kommen
religiöse Werke. Eine großformatige, verblüf-
fend-vollendete „Verhöhnung", die an dieser
Stelle schon gewürdigt wurde,eine erschütternde
„Beweinung Christi" entragen dieser Schaffens-
periode wie zwei Säulen. Nun ist Weg. Es
entsteht Bild um Bild. Die religiösen Motive
hören auf. Ein Straßenbild aus dieser Zeit führt
so nahe an die Grenze des Malerischen, daß
man Angst bekommt. Dieses eigenartigste Bild
Bügers (ein Mann, breitausgereckt dahintrot-
tend; um ihn die Unendlichkeit der verlassenen
Straßen wie ein ewig sich wiederholender Kreis,
der immer, immer beängstigender höhergeht)
hat ihn gestalterisch zu Ungunsten des Farb-
lichen in gewisser Hinsicht bis auf den Gipfel
des Möglichen gerissen. Hier steht die größte
Entscheidung vor ihm: Malen oder Gestalten.
ADOLF BUEGER—MTJ NTHF.N.
GEM \l DE LANDSCHAFT
die Gärten, die Wälder, die Berge und diese
Stadt nichts mehr als ein kleinwinziges Beet
des großen Gartens, den er ganz und gar sehen
und in sich hineinsäugen will. Er geht nach
Holland, nachdem er den Rhein wie ein No-
made hinabgewandert ist, nistet sich in Köln
fest. Zwei Jahre, schwer und glücklos, reich
an Anregung. Dort verkauft er die ersten Bil-
der. Es sind Stilleben, Gartenmotive, Ufer-
bilder. Er hat sich sein Können erarbeitet,
bitter erkauft. Solide Malerei ist das, was er
da schafft. Manchmal geht das Temperament
durch, oft reißen Unbeholfenheiten Lücken. Un-
beirrt arbeitet er weiter. Die Not hat ihn so
bescheiden gemacht, daß er nur mehr meint
ums tägliche Forlkommen zu malen. Seine
„Versuche" aus damaliger Mußezeit, die er
nicht herzuzeigen wagte, erheben heute An-
klage gegen die Ahnungslosigkeit seiner da-
maligen Kundschaft. —
Das Jahr des Krieges schleudert ihn wieder
nach München zurück. Kriegsuntauglich und
gesundheitlich erschöpft kommt eine Zeit des
Ausspannens. Diese Unterbrechung quält mehr
als Not und Familiensorgen. Dann kommen
religiöse Werke. Eine großformatige, verblüf-
fend-vollendete „Verhöhnung", die an dieser
Stelle schon gewürdigt wurde,eine erschütternde
„Beweinung Christi" entragen dieser Schaffens-
periode wie zwei Säulen. Nun ist Weg. Es
entsteht Bild um Bild. Die religiösen Motive
hören auf. Ein Straßenbild aus dieser Zeit führt
so nahe an die Grenze des Malerischen, daß
man Angst bekommt. Dieses eigenartigste Bild
Bügers (ein Mann, breitausgereckt dahintrot-
tend; um ihn die Unendlichkeit der verlassenen
Straßen wie ein ewig sich wiederholender Kreis,
der immer, immer beängstigender höhergeht)
hat ihn gestalterisch zu Ungunsten des Farb-
lichen in gewisser Hinsicht bis auf den Gipfel
des Möglichen gerissen. Hier steht die größte
Entscheidung vor ihm: Malen oder Gestalten.