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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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25 Jahre "Deutsche Kunst und Dekoration"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0019

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Schwarzweiß-Reproduktion gibt. Ja, ich gehe soweit zu sagen, daß ein Bild nur
dann gut ist, wenn es auch in der Schwarzweiß-Wiedergabe standhält. Das war bei
vielen Werken des Expressionismus nicht der Fall. Die überlaute Begeisterung für
den letjteren, die jeden Mitläufer in den Himmel hob, habe ich nie geteilt. Trotjdem

a* auch diese Epoche deutscher Kunst manches schöne und wertvolle Werk hervor-
gebracht. Und keinen Augenblick konnte es zweifelhaft sein, daß die Zeitschrift auch
diesen Leistungen das Beste vorführen mußte. Man findet manchmal, daß die

_hronistenpf Ii cht einer Kunstzeitschrift wie der „Deutschen Kunst und Dekoration"
"'cht richtig gewürdigt wird. Ihr Stoff ist das wechselnde Kunstleben der Zeit. Die
Zeitschrift wird sich gewiß gegen die Kunsterzeugnisse der Zeit nicht unkritisch
verhalten. Aber auf der andern Seite ist es klar, dafj sie ihren Lesern ein getreues,
übersichtliches Bild der Entwicklung geben muß, und dazu war auch ein besonnenes

mgehen auf die Leistungen der expressionistischen Schule notwendig. Dieses Eintreten

r etwas Werdendes hat einzelne Leser der Zeitschrift abgeschreckt. Aber es ist nicht
, °. g> Kunstentwicklungen mit persönlicher Leidenschaftlichkeit zu betrachten, und in
lnem Falle kann es gutgeheißen werden, wenn man in Äußerungen oder Zuschriften
gegen Künstler, die etwas entlegene Kunstziele verfolgen, ausfällig oder gar beleidigend
w'rd. Tatsache ist aber jedenfalls, daß eine Zeitlang die Künstler die herrlichen alten
rbilder etwas zu sehr aus den Augen verloren haben. In Erkenntnis dessen und in
wohlerwogener erzieherischer Absicht habe ich deshalb in den letjten Jahren hie und
J* illustrierte Abhandlungen über große Meister derVergangenheit veröffentlicht,
enn der Anschein nicht trügt, beginnt dieses Vorgehen jetjt schon Früchte zu tragen.

s wird immer mehr eingesehen, daß nur die Naturbeobachtung in Verbindung mit
einem entwickelten Geschmack für Organisation der Bildfläche gute Werke hervorbringen

ann- Insofern haben wir meines Erachtens Grund, der nächsten Kunstentwicklung
vertrauensvoll entgegenzusehen.

Es kann nicht meine Sache sein, die Verdienste der Zeitschrift hier aufzuzählen.

cn möchte nur erwähnen, daß die Zeitschrift gewirkt hat erstens zugunsten der
nstler durch die vervielfachte Öffentlichkeit, die sie ihnen gab, zweitens zugunsten

er Volksbildung durch Hineintragen der Kunst in die weitesten Kreise, drittens
zugunsten der Kunstentwicklung durch ständige Erörterung, Belehrung, Vermittlung.

. legt 'm Wesen meines praktisch-idealistischen Grundgedankens, daß alle Gebiete

er künstlerischen Äußerung berücksichtigt wurden. Soll Kunst wirklich auf breitester
"t ins Leben eindringen, soll die Geschmacksveredlung ernstlich und umfassend
und KCfÖllrt werden> so müssen nicht nur Malerei, Plastik, Baukunst, Innenausstattung
der gewerbe behandelt werden, sondern auch die Theaterszene, das Spielzeug,

r gedeckte Tisch, die Photographie, sogar die Mode und das Fest.
Ze"t T^fieherisch hat insbesondere auch die buchtechnische Ausstattung der
jm ! ^ gewirkt. Ihr galt von Anfang meine besondere Aufmerksamkeit. Nicht nur
des uermittelten Material, sondern auch in der Qualität der Abbildungen, der Typen,
hohe TS?hlags' der Papiere, im Sa^bild und in der Anordnung des Stoffes wollte sie
bildungs -Ungen beiriedigen und — erzeugen. Es ist Tatsache, daß man ein Ab-
messungen vö"'g erschlagen kann durch schlechten Druck und verkehrte Ab-
seite und" ^ Bi.ldstödie, durch falsche Reihenfolge, falsche Anbringung auf der Druck-
UnterschriftUnri°htiges Verhältnis zum Sa^körper. Selbst solche Kleinigkeiten wie die
kung nach der1"46"11 Bild oder dessen Abstand vom Blattrand üben eine fühlbare Wir-
Künstler an K" ^,Uten oder schlechten Seite. Es muß Sinn darin liegen, wie sich
ns !er, Bild an Bild fügt. Und so wäre noch Vieles hierzu zu erwähnen.
 
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