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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Ewers, Hanns Heinz: Fritz Burmann - Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0031

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FRITZ BURMANN-DÜSSELDORF.

Ich hatte manches nachzuholen, als ich nach
fast siebenjähriger Verbannung im einund-
zwanziger Jahr nach Deutschland zurückkehr-
te: in Literatur und Malerei, in Musik und bil-
dender Kunst war eine neue Generation auf-
gewachsen, von der mir mancher nicht einmal
dem Namen nach bekannt war. Ich verschlang,
wie zur Studentenzeit, wieder einmal die Bücher
zu Dutzenden, lief in alle Theater, Konzerte
und Kunstausstellungen. Ich kann nicht be-
haupten, daß ich viele tiefe Eindrücke empfing;
nur sehr wenige der Namen, die in der Nach-
kriegszeit bekannt wurden, werden bleiben;
ja, viele sind heute schon, nach wenigen Jahren,
mit Recht völlig vergessen. Doch habe ich ein
halbes Dutzend junger Künstler kennen gelernt,
von denen ich überzeugt bin, daß sie die Ver-
sprechungen, die sie gaben, auch halten werden,
daß sie einen ehrenvollen Platz in der Kunst
einnehmen und behalten werden. Einer von
diesen ganz wenigen ist der Westfale Fritz
Burmann. Das, was die Kriegsjahre — und
noch mehr die üble Nachkriegszeit — den auf-

wachsenden Künstlern gaben, war fast stets
etwas sehr Negatives, oft glatt Destruktives.
Man empfand überall bei ihnen eine unbewußte
Bitterkeit, eine zerfahrene Quälerei, etwas Un-
ausgeglichenes und Unharmonisches, ein schrei-
endes Protestiereumüssen gegen alles mögliche,
das ihnen selbst nicht recht zum Bewußtsein
kam. Daher das Auflösenwollen von Form und
Inhalt, die nervöse Hast, Neues bringen zu
wollen, das angstvolle der allerletzten Mode
Nachlaufenmüssen.

Fritz Burmann ist einer der ganz wenigen
jungen Künstler, dem der Krieg, den er über
vier Jahre lang trotz schwerster Verwundungen
als Offizier mitmachte, nicht Negatives, sondern
etwas überaus Positives brachte. Ich blätterte
durch seine Mappen, die aus der Vorkriegszeit
stammten: überall Zeichen einer starken Be-
gabung, aber kaum irgendwo eine ausgespro-
chene Eigenart: diese durchaus anerkennens-
werten Blätter mochten geradesogut von einem
andern talentvollen jungen Künstler geschaffen
sein. Der Krieg aber gab ihm seine Handschrift:

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