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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Jaumann, Anton: Ein Kunstgewerbehaus in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0063

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PROF. HEINR. STRAÜMER—BERLIN. »HANSA-WERKSTÄTTEN, HAMBURG

EIN KUNSTGEWERBEHAUS IN HAMBURG.

Breit und fest in der Gegenwart wurzelnd,
mit einer großen Vergangenheit durch Fa-
milientradition eng verbunden und stets mit
Plänen trächtig, die erst in weiter Zukunft aus-
reifen können, so zeichnen sich Hamburgs Ge-
schlechter im bunten unruhigen Bild der deut-
schen Menschheit ab. Hier, in der Stadt des
Exports, des Überseeverkehrs, hat man gelernt,
in weiten Horizonten, in großen Zeitspannen
zu denken. Nicht das Moderne, Zeitbestimmte
ist dem Hamburger zuwider, wohl aber zap-
pelnde Aufgeregtheit, Bewegungen, die mit
Tagesschlagwörtern ewige Probleme abtun, Um-
sturz, der um seiner selbst willen betrieben
wird. Weltanschauungen ebenso wie staatliche
Ordnungen kann sich der Hamburger nur in
langsamer Stetigkeit heranwachsen denken. Der
flinke Emporkömmling kann wohl nirgends so
wenig auf Eingang in die Gesellschaft rechnen
als in Hamburg, wo der Ruf des Hauses und
gesellschaftliche Verbindung alles bedeuten.

Als ein solcher Emporkömmling erschien dem
Hamburger Patrizier lange Zeit auch die mo-
derne Bewegung in der Kunst, Architektur und
Kunstgewerbe. Lichtwark hat versucht, Ham-
burg die impressionistische Malerei näher zu
bringen, indem er Zusammenhänge mit alter
Hamburger Malerei offenlegte, Brinckmann
dachte, über das japanische und englische Kunst-
gewerbe Brücken zur Gegenwart schlagen zu
können. Die Entwicklung ging in beiden Fäl-
len über diese mühsam geschaffenen Vorbe-
reitungen hinweg.

So kam es, daß die neue Baukunst erst jetzt,
durch eine gewisse Verwandtschaft mit Ameri-
kanischem legitimiert, in Hamburg festen Fuß
fassen konnte. Unser neues Kunsthandwerk
hatte es ebenso schwer. Über den engsten Sek-
tenkreis hinaus hat es in der Stadt der Tradi-
tion jetzt doch eine größere Liebhabergemeinde
gefunden, sodaß auch für bedeutendere Ge-
schäfte und Ausstellungsunternehmen genü-

XXYIU. April 1935. 6
 
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