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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Jaumann, Anton: Ein Kunstgewerbehaus in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0064

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Ein Kunstgewerbehaus in Hamburg.

PROF. HEINR. STRAUMER—BERLIN.

»HANSA-WERKSTATTEN, SAAL III«

s

gend Rückhalt geboten ist. Sogar auf den
Schiffen hat man dem Neuen, nach vorsichtig-
ster Siebung allerdings, Einlaß gewährt.

Die Hansa-Werkstätten, deren wichtigste
Räume hier abgebildet sind, zeigen, in welcher
Auswahl, in welcher Darbietung Architektur
und Kunstgewerbe dem Hamburger von heute
näher gebracht werden können. Diese Räume
sind aus einem Umbau hervorgegangen, der
zwar radikal im Entfernen der gänzlich unge-
eigneten, geschmacklich wüsten alten Einrich-
tung war, bei der Neuformulierung aber sehr
viel weniger radikal vorgehen konnte. Die Auf-
gabe war, einer sorgfältig und sparsam ausge-
wählten Sammlung neueren Kunsthandwerks
einen Rahmen von äußerster Zurückhaltung zu
schaffen, der jedes Stück einzeln in seiner for-
malen Ausgewogenheit und seiner handwerk-
lichen Tüchtigkeit zur Auswirkung kommen
läßt. Aristokratisch schlicht und ohne die ge-
ringste angreifbare Kühnheit. . so gebot es der
Geist der Hamburger Gesellschaft. Es mußten
Brücken zur Vergangenheit geschlagen werden
, . aber auch der ferneren Entwicklung sollte

nicht durch allzu einseitige Festlegung vorge-
griffen werden. Ein Programm der Entsagung,
unterstrichen durch die Knappheit der Mittel.

Die kurze Eingangshalle ist gegen die Straße
offen, gleichsam ein einziges großes Schaufen-
ster. Man wird schon beim Eintritt von den
schönen Dingen umfangen, denen diese Räume
gewidmet sind. Muschelkalk deckt die Wände,
Marmor den Boden, leise wird damit auf die
Rolle handwerklichen Materials vorbereitet.

Nach rückwärts ist eine Nische mit herab-
gezogener Balkendecke und geputzter Wand
abgetrennt, mit handgewebten Teppichen und
größeren hochwertigen Möbel-Stücken. Ein
Treppenabsatz mit schmiedeeisernem Geländer
führt zu den etwas höher gelegenen Räumen.
Materialzusammenklänge gaben auch diesem
Überleitungsglied eine besondere Note.

Der nun folgende Durchgang ist mit feinem
Bedacht ausgebildet. Durch Schaffung von je
einem kleinen Pack- und Kassenraum rechts
und links der Tür ist eine tiefe Laibung ent-
standen, eine angenehm empfundene etwas ze-
remonielle Verzögerung für Ein- und Ausgang.
 
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