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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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M., A: Alexander Kanoldt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0168

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Alexander Kanoldt.

ALEXANDER KANOLDT.

AUSSTELLUNG IM KUNSTSALON GOLTZ-MUNCHEN.

» PAESE DI DELLEGRA 1924«

Pyramiden, Kugeln, Zylinder, Parallelepipedon,
die dritte Potenz. Es ist gerade bewunderns-
wert, wie er dabei seine künstlerische Phantasie
zu disziplinieren versteht. Er mag aus der Welt
seiner Erlebnisse nicht abschweifen ins Psy-
chologische und Metaphysische. Er ist ganz
Konzentration, ganz auf Klarheit und Ord-
nung in der Kunst bedacht. Diese Energie der
Anschauung wendet sich auch ab von jeder
Reflexion, immer ängstlich bemüht, die Größe
der Konzeption, die rein formale Klärung seiner
Kompositionen nicht zu beeinträchtigen.

Aus den jetzt ziemlich überwundenen Expe-
rimenten kubischer Zerlegung des Objekts, die
räumliche und zeitliche Ganzheit ins Bild brin-
gen, hat der Sehwille des bildenden Künstlers
in der jungen Generation eine starke Verschär-
fung gefunden. Das wieder neu erwachte Be-
mühen, sich dem allgemeinen Verständnis zu
nähern, hat bestimmend gewirkt auf klarere
Faßbarkeit des Gegenständlichen.

Es ist zwar keine neue Wahrheit, daß sach-
liche Darstellung des Volumens tiefstes Wesen
der^ Dinge zum Klingen bringt. Sachlichkeit
kann auch unkünstlerisch gegeben werden. <$4
— Was nun das Prinzip der von Kanoldt ange-

wandten Lokalfarben anbelangt, so ist ohne die
Erkenntnisse und Ergebnisse der vorhergehen-
den Epoche in der absoluten Malerei das Prinzip
nicht denkbar. Die intensive Strenge der zeich-
nerischen Form findet den entsprechenden
Widerhall in der Farbe. Dieser stark musika-
lische Gleichklang gibt den Bildwerken den
geschlossenen Charakter. Voll Ehrfurcht, er-
schüttert, steht man zuweilen vor diesen Still-
leben und Stadtbildern, die aus der Besessen-
heit des Schaffenden heraus den formalen Ge-
halt der Dinge bis ins Letzte erschöpft haben.

Es ist die Verwandtschaft der guten Bilder
aller Zeiten, daß in ihnen der Rhythmus
durch den Akkord von Farbe und Form im
Bilde zum Schwingen kommt.

Vergleicht man beispielsweise auf einem von
Kanoldt gemalten Stilleben (Abb. S. 156) das
Buch mit einem altmeisterlichen Buchstilleben,
so wird man leicht erkennen, daß Kanoldt nur
von der speziellen Form des Buches angeregt,
der Altmeister hingegen vom stofflichen Cha-
rakter des Buches, das er mit allen Sonderheiten
der Materie illustriert, ausgegangen ist.

Ob es nun Blätter eines Gummibaumes sind,
Felsen oder Häuserkomplexe, immer ist die
 
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