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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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R., H. O.: Münchener Kunstausstellung im Glaspalast 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0353

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KARL SCHLAGETER.

FR£1B KUNSTAUSSTELLUNG IM GLASPALAST 1925.

»BACH MIT WEIDEN«

MÜNCHENER KUNSTAUSSTELLUNG IM GLASPALAST 1925.

Die große Jahresschau liegt wieder vor. Wir
können sagen, daß sich das Gesamtniveau
um einige Grade gehoben hat und daß es man-
cherlei zu holen gibt, was sich weitgehend schon
aus der äußeren Ausdehnung erklärt. Alle
Strömungen der letzten hundert Jahre sind noch
am Leben. Merkwürdige Mischungen, reizvolle
Durchdringungen sind entstanden und viele Bil-
der hätten unerhörtes Aufsehen gemacht, wenn
sie einige Jahrzehnte früher gemalt worden
wären. Denn die Kunstwirkungen sind nie un-
abhängig von einem gewissen Aktualitätswert.

Wir lassen die Architektur aus, die nur spär-
lich vertreten ist und stärker im Vordergrunde
stehen sollte. Auch die Plastik und das Kunst-
gewerbe übergehen wir, welche sehr gutes
Niveau halten. Die bedeutendste Plastik ist
die Aphrodite vonE. Seger (in Wachs), ein zeit-
loses Juwel an Durchbildung der Form. Des-
gleichen lassen wir die Graphik aus, obgleich
sie manches beträchtliche enthält. Von der
Malerei nennen wir nur, was uns Eindruck hin-
terließ, ohne vollständig sein zu können. Zu-
erst eine Gruppe gewisser Zeitlosigkeit oder

konservativer, älterer Zeit angeschlossener Art,
die nicht vom Im- oder gar Expressionismus
beeindruckt wurde. Daist ein Gedächtnisraum
für Thedy, der sich bald an Altdeutsches, bald
an die Holländer anlehnt, ohne aber bleibendes
Lebenswerk zu hinterlassen. Da ist Richard
Müller mit seiner bizarren und doch originellen
Gegenständlichkeit. Da ist Steppes in zeich-
nerischer Präzision und zartgeschlossener Far-
bigkeit nebst seinem Anhänger Flügel, der
große Innigkeit verrät, und Meilinger mit
räumlich weiten Heimatlandschaften älteren
Stils. Auch die sachliche Könnerschaft Czer-
nys gehört hierher, Ernst und Hubert Haider
(die beiden Söhne des großen alten Land-
schafters) haben etwas Abgeklärtes, streng Ver-
tieftes in Form und Farbe. Wozu auch die
zarte gegenständliche Harmonie der Land-
schaften von Wersig gerechnet werden mag.
Das Bildnis von Below, auch ein Muster treuer
Gegenständlichkeit bis ins kleinste, ist aber zu
elegant — salonfähig. Es gibt dann eine sehr
gegenständliche Blumenmalerei, die wieder mo-
dern werden wird: E.v. Schacky, Kricheldorf,

XXVIII. September 1925. I
 
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