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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Ruppel, Karl H.: Auferstehung des Stillebens
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0377

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Auferstehung des Stillebens.

MARIE

LAURENCIN.

GEFANGENE.

Wichtigkeit des Problems dadurch beeinträch-
tigt wird. Aber man soll den Wert der Ver-
mittlung nicht unterschätzen. Die Aufgabe, die
sich die Künstler heute stellen, ist im Grunde
noch dieselbe, wie sie Cezanne sich stellte: die
Eroberung der Wirklichkeit mit künstlerischen
Mitteln. Diese Formulierung ist scheinbar eine
Binsenwahrheit; allein man bedenke, daß sich
der Expressionismus gerade das entgegenge-
setzte Ziel vorhielt: Vertreibung und Wider-
legung der Wirklichkeit mit künstlerischen
Mitteln. Für die heutigen Maler bedeutet das
Stilleben vor allem strengste Verpflichtung zur

Form bei fast radikalem, durch das Objekt be-
dingten Ausschluß des Ausdrucks. Es ist der
zwangläufige Gegenschlag gegen den Expres-
sionismus, den die körperlose oder entkörperte
Seele interessierte, daß jetzt vor allem der see-
lenlose Körper interessiert. (Es versteht sich
von selbst, daß die Ausdrücke körper- und see-
lenlos cum grano salis, als überspitzte Antithe-
sen zu nehmen sind; de facto enthält auch das
„körperloseste" Bild der Expressionisten noch
die farbige Organisation der Fläche und
das „seelenloseste" Bild der Konstruktivisten
die Beseeltheit der Innervation.) Nicht mehr
 
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