Die Ausstellung -»Bayerisches Kunsthandwerk 1925« in München.
PAUL NIEMEYER U. FRITZ MULLER.
»BKIEUCHTÜKC.SKURI'KR IN HOLZ«
lackierten Wandschränken u.
Vitrinen Flaschen, Dosen,
Schalen, Kännchen, Becher
aus Glas; darunter ungemein
edle, vollwertige Formen von
einer zarten Eleganz. Im Ent-
wurf dieser Dinge bekundeten
besonders Else Wenz-Vietor
und W. von Wersin eine glück-
liche Hand. Man trifft auch
auf entzückende Strohmosai-
ken nach Entwürfen von Mars-
mann u. Häger. Daneben gibt
es Porzellan, Majolika und
Silbergerät von verschieden
abgestuftem Wert. — Im zwei-
ten Saal hat Eduard Pfeiffer
das Regiment geführt. Das
Möbel herrscht vor. Man
begegnet dem schon bekann-
ten reichen Schrank aus Zi-
tronenholz mit kostbarer Ein-
legearbeit. Man sieht Pilaster
und Füllungen, Teile einer
Wandvertäfelung, ebenfalls
reich mit Intarsien guter, alter
Technik geschmückt. Ein Ses-
sel mit rotem Samtbezug hat
eine betont knappe Form von
spröder, durchaus nicht red-
nerischer Eleganz; beinahe
Typenform I Erstaunlich, wie
dieses Möbel dem Sitzenden
FRIEDRICH LOMMEL. »TONFIGUR«
alsbald die Stimmung seiner
Linie in Gestalt eines aktiven,
gespannten, erfrischten Kör-
pergefühls mitteilt. Pfeiffer ist
auch in andern Möbelstücken
auf eine zuchtvolle Knappheit
und Formreife gekommen, die
das Ding sehr weitgehend von
der Subjektivität seines Ur-
hebers ablöst. — Im dritten
Saal hat Joseph Hillerbrand
in der Hauptsache Druck-
und Webstoffe, Batikarbei-
ten, Perlarbeiten, Stickereien
u. dgl. vereinigt. Den Saal
der kirchlichen Kunst hat
Richard Berndl betreut. Un-
vermeidlich führt das Mühen
um moderne sakrale Kunst in
den Widerstreit zwischen dem
religiösen Anspruch und dem
expressiven Grundcharakter
der heutigen Kunstentstehung
hinein. Dieser religiöse An-
spruch ist nämlich der unzwei-
deutig christliche und zwar
vornehmlich katholische An-
spruch,dasHeiligein der Weihe
des Friedens darzustellen, den
Sieg zu zeigen, den das Chri-
stentum über die bloße Natur,
die f esteLehre über das private
Meinen und Ringen erkämpft
403
PAUL NIEMEYER U. FRITZ MULLER.
»BKIEUCHTÜKC.SKURI'KR IN HOLZ«
lackierten Wandschränken u.
Vitrinen Flaschen, Dosen,
Schalen, Kännchen, Becher
aus Glas; darunter ungemein
edle, vollwertige Formen von
einer zarten Eleganz. Im Ent-
wurf dieser Dinge bekundeten
besonders Else Wenz-Vietor
und W. von Wersin eine glück-
liche Hand. Man trifft auch
auf entzückende Strohmosai-
ken nach Entwürfen von Mars-
mann u. Häger. Daneben gibt
es Porzellan, Majolika und
Silbergerät von verschieden
abgestuftem Wert. — Im zwei-
ten Saal hat Eduard Pfeiffer
das Regiment geführt. Das
Möbel herrscht vor. Man
begegnet dem schon bekann-
ten reichen Schrank aus Zi-
tronenholz mit kostbarer Ein-
legearbeit. Man sieht Pilaster
und Füllungen, Teile einer
Wandvertäfelung, ebenfalls
reich mit Intarsien guter, alter
Technik geschmückt. Ein Ses-
sel mit rotem Samtbezug hat
eine betont knappe Form von
spröder, durchaus nicht red-
nerischer Eleganz; beinahe
Typenform I Erstaunlich, wie
dieses Möbel dem Sitzenden
FRIEDRICH LOMMEL. »TONFIGUR«
alsbald die Stimmung seiner
Linie in Gestalt eines aktiven,
gespannten, erfrischten Kör-
pergefühls mitteilt. Pfeiffer ist
auch in andern Möbelstücken
auf eine zuchtvolle Knappheit
und Formreife gekommen, die
das Ding sehr weitgehend von
der Subjektivität seines Ur-
hebers ablöst. — Im dritten
Saal hat Joseph Hillerbrand
in der Hauptsache Druck-
und Webstoffe, Batikarbei-
ten, Perlarbeiten, Stickereien
u. dgl. vereinigt. Den Saal
der kirchlichen Kunst hat
Richard Berndl betreut. Un-
vermeidlich führt das Mühen
um moderne sakrale Kunst in
den Widerstreit zwischen dem
religiösen Anspruch und dem
expressiven Grundcharakter
der heutigen Kunstentstehung
hinein. Dieser religiöse An-
spruch ist nämlich der unzwei-
deutig christliche und zwar
vornehmlich katholische An-
spruch,dasHeiligein der Weihe
des Friedens darzustellen, den
Sieg zu zeigen, den das Chri-
stentum über die bloße Natur,
die f esteLehre über das private
Meinen und Ringen erkämpft
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