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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Michel, Wilhelm: Zeichnungen von Marlice Hinz
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0057

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MARLICE HINZ-

BERLIN. »ZEICHNUNG«

Pflicht. Und das ist es, was Marlice
Hinz mit ihren spinnwebfeinen Linien
höchst überzeugend heraus zu arbeiten
weiß. Alle ihre Formen, mögen sie nun
den menschlichen Körper oder das Kleid
und die mondäne Apparatur betreffen,
springen fertig, klar und schwungvoll her-
aus, famos in der Rhythmik. Sie haben
damit sogar eine erzieherische Bedeu-
tung. Man kann an ihnen eine ganze
Reihe von „Gesetzen des guten Erschei-
nens" ablesen, nicht mit dem Verstand,
sondern mit dem Auge und dem Tastge-
fühl. — Die Modezeichnung erlebt in Mar-
lice Hinz einen lyrischen Augenblick. Sie
ist so etwas wie eine Dichterin. Sie bringt
die Schleier, die Volants, die Umrißlinien
ins Singen und Klingen, und ist es auch
nur eine „kleine Nachtmusik", die sich
da ergibt, so tönt sie doch lieblich, w. m.

Um das Wesen der Kunst zu ver-
stehen, ist es unerläßlich, daß man
den Künstler verstehe. Einen geborenen
Künstler würde ich denjenigen nennen,
dem die Natur ein Ideal in die Seele ge-
senkt hat, und dieses Ideal ist es, was
ihm die Stelle der Wahrheit vertritt, an
das er unbedingt glaubt und welches zur
Anschauung der andern, sich selbst zum
reinsten Bewußtsein zu bringen, seine
Lebensaufgabe wird. Dieses Wort Ideal
ist auch eins von denen, die vielfach miß-
verstanden werden können; ich meine,
für den bildenden Künstler besteht es
zunächst darin, daß sich ihm alles in die
Augen Fallende in seiner ganzen Fülle,
in seinem Wert und als ein Unerschöpf-
liches zeige. Dadurch wird seine Geistes-
richtung schon früh bestimmt; demgemäß
entwickeln sich dann die dazu nötigen
Eigenschaften: Beschaulichkeit, Nach-
ahmungstrieb, Fertigkeiten und so weiter,
auch bald......... hans von mar£es.
 
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