EuropäiscJic Kunst der Gegenwart
HENRI ROUSSEAU
BESITZHR: A. VOI MKL— DÜSSELDORF
»BOOTE AUE DER MARNE«
wurde, von einer relativ kleinen Organisation
also, die für gewöhnlich auf lokale Ausstellungs-
taten sich beschränken muß. Aber dieser Kunst-
verein ist eben in Hamburg, wo ein starkes
Staatswesen sich fördernd dahinterstellt. Und
wo auch aus dem Bürgertum hin und wieder ein
Mäzen sich findet, der seiner Stadt Unterneh-
mungen tatkräftig fördert.
Es kämpft sich zur Zeit im Ausstellungswesen
eine Krisis durch. Einmal: sollen Ausstellungen
von Künstlern oder von Kunsthistorikern ge-
leitet werden? Dann: soll eine vielköpfige Kör-
perschaft oder ein Einzelner verantwortlich sein
für das Unternehmen? In ersterer Beziehung
scheint man sich auf eine Kombination einigen
zu wollen. So auch in Hamburg, wo zwei Künst-
ler und zwei Kunsthistoriker für die Auswahl
verantwortlich zeichnen. Im zweiten Fall tappt
man noch zwischen Extremen — mit den dazu-
gehörigen Katastrophen (München!). Hamburg
hat auch da einen gangbaren Weg gefunden,
indem es einzelne Ressorts schuf und diese (nicht
zu viele) an Einzelne vergab. So wurde ein allzu
persönliches Gesicht der Gesamtschau vermie-
den, im Einzelkomplex doch die persönliche
Verantwortung — und ohne die geht es nun
mal nicht! — gewahrt. Die Auswahl für Frank-
reich, Spanien, Italien, Rußland und Polen be-
sorgte der Maler Ahlers-Hestermann. Die für
Deutschland, Österreich, Ungarn und Tschecho-
slovakei der Leiter des Kunstvereins Hofrat
Brodersen, die für Belgien und Holland der
Maler Ivo Hauptmann, die für Dänemark, Eng-
land, Norwegen, Schweden und die Schweiz
der Leiter der Hamburger Kunsthalle, Professor
Dr. Pauli. Die Kunsthalle hat die Säle ihres
alten Gebäudes für die Ausstellung hergegeben.
Das Thema „Europäische Kunst" ergab not-
wendig starke Ähnlichkeiten mit der vorjährigen
„Internationalen" in Dresden. Da man aber
naturgemäß nicht über deren Mittel verfügte,
hätte man auf das dortige Programm, die Wur-
zeln der heutigen Kunst im Gestern aufzuzeigen,
verzichten sollen. Aus Niemeyers ausgezeich-
netem Vorwort zur deutschen Moderne liest man
deutlich das Bestreben, die ganze Linie seit
1900 oder noch früher aufzuzeigen. (Die Zu-
sammenfassung des „Expressionismus" mit dem
„Impressionismus" als dessen letzteKonsequenz
ist interessant!) Dies Bestreben ist Theorie ge-
blieben. Nur der deutsche Expressionismus
kommt stark zu Wort. Gerade das aber hätte
HENRI ROUSSEAU
BESITZHR: A. VOI MKL— DÜSSELDORF
»BOOTE AUE DER MARNE«
wurde, von einer relativ kleinen Organisation
also, die für gewöhnlich auf lokale Ausstellungs-
taten sich beschränken muß. Aber dieser Kunst-
verein ist eben in Hamburg, wo ein starkes
Staatswesen sich fördernd dahinterstellt. Und
wo auch aus dem Bürgertum hin und wieder ein
Mäzen sich findet, der seiner Stadt Unterneh-
mungen tatkräftig fördert.
Es kämpft sich zur Zeit im Ausstellungswesen
eine Krisis durch. Einmal: sollen Ausstellungen
von Künstlern oder von Kunsthistorikern ge-
leitet werden? Dann: soll eine vielköpfige Kör-
perschaft oder ein Einzelner verantwortlich sein
für das Unternehmen? In ersterer Beziehung
scheint man sich auf eine Kombination einigen
zu wollen. So auch in Hamburg, wo zwei Künst-
ler und zwei Kunsthistoriker für die Auswahl
verantwortlich zeichnen. Im zweiten Fall tappt
man noch zwischen Extremen — mit den dazu-
gehörigen Katastrophen (München!). Hamburg
hat auch da einen gangbaren Weg gefunden,
indem es einzelne Ressorts schuf und diese (nicht
zu viele) an Einzelne vergab. So wurde ein allzu
persönliches Gesicht der Gesamtschau vermie-
den, im Einzelkomplex doch die persönliche
Verantwortung — und ohne die geht es nun
mal nicht! — gewahrt. Die Auswahl für Frank-
reich, Spanien, Italien, Rußland und Polen be-
sorgte der Maler Ahlers-Hestermann. Die für
Deutschland, Österreich, Ungarn und Tschecho-
slovakei der Leiter des Kunstvereins Hofrat
Brodersen, die für Belgien und Holland der
Maler Ivo Hauptmann, die für Dänemark, Eng-
land, Norwegen, Schweden und die Schweiz
der Leiter der Hamburger Kunsthalle, Professor
Dr. Pauli. Die Kunsthalle hat die Säle ihres
alten Gebäudes für die Ausstellung hergegeben.
Das Thema „Europäische Kunst" ergab not-
wendig starke Ähnlichkeiten mit der vorjährigen
„Internationalen" in Dresden. Da man aber
naturgemäß nicht über deren Mittel verfügte,
hätte man auf das dortige Programm, die Wur-
zeln der heutigen Kunst im Gestern aufzuzeigen,
verzichten sollen. Aus Niemeyers ausgezeich-
netem Vorwort zur deutschen Moderne liest man
deutlich das Bestreben, die ganze Linie seit
1900 oder noch früher aufzuzeigen. (Die Zu-
sammenfassung des „Expressionismus" mit dem
„Impressionismus" als dessen letzteKonsequenz
ist interessant!) Dies Bestreben ist Theorie ge-
blieben. Nur der deutsche Expressionismus
kommt stark zu Wort. Gerade das aber hätte