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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Josephson, Ragnar: Bildnisse von Ivar Kamke
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0143

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BILDNISSE VON IVAR KAMKE

Man hat oft bestritten, daß der Schwede ein
Menschenkenner und Psychologe sei, und
der große Geißler schwedischer nalioneller
Fehler, Gustav Sundbärg, hat mit autoritativer
Kraft dies als einen Grundfehler der schwedi-
schen Gemütsart hervorgehoben.

Vieles spricht freilich für die Gültigkeit die-
ser Behauptung; aber manches bezeugt doch,
daß der Schwede auch den Willen und das Ver-
mögen hat, sich in einen Charakter zu vertiefen
und ihn darzustellen.

Die schwedische Porträtmalerei gibt interes-
sante Beweise, sowohl für wie gegen die Exi-
stenz dieses Grundfehlers. Schweden hatte im
Laufe der letzten Jahrhunderte sowohl Porträt-
maler, welche unbestreitbar das Vermögen be-
saßen, die Tiefe eines Menschen zu durchfor-
schen, als auch solche, die, obgleich sie hervor-
ragende Maler waren, mehr oberflächlich die
Charakterschilderung bewirkten.

Als Beispiel der ersten Kategorie kann man
Georg von Rosen aufstellen, der mit einem
Blick tief prüfenden Ernstes in seine Modelle

hineinschaute. Der Repräsentant der zweiten
Kategorie dürfte Anders Zorn, der Zauber-
künstler sein, welcher freilich mitunter in seinen
genialen Augenblicken halb spielend, das We-
sentliche eines Zeitgenossen zeigte, dagegen
sehr oft nur die schimmernde Außenseite gab.

Der schwedische Maler, Ivar Kamke, von
dem hier einige Bilder vorgeführt sind, hat in
seiner Ausbildung in naher Beziehung zu diesen
beiden Größen in der schwedischen Porträt-
malerei gestanden. Wenn er auch nicht das
Maß dieser seiner beiden Lehrmeister erreicht
hat, so sieht man doch in seinen Fehlern sowohl,
wie in seinen Verdiensten, daß er die Traditio-
nen dieser beiden Meister der zeitgenössischen
schwedischen Bildkunst weiterführt.

Er ist 1882 in Stockholm als Sohn des Sprach-
lehrers Julius Kamke geboren, besuchte von
1900 — 1905 die Kunstakademie daselbst, und
beendigte diese Studienzeit mit der Königl. Me-
daille. Darnach studierte er viele Jahre im Aus-
land, vor allem in Holland, Deutschland, Italien,
Paris und London; in Paris arbeitete er unter

XXXI. November 1927. i
 
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