Architektur und Bild
heutigen Malerei ist das nicht so eindeutig fest-
zustellen. — Die heutige Malerei sucht — so
hat es den Anschein — nach dem allzu eigen-
willigen Vorprellen im Expressionismus nach
überkommenen Formwelten zurück, ja letzten
Endes führte auch
der Expressionis-
mus die Tradition
des Renaissance-
tafelbildes wei-
ter. Dieses Re-
naissancetafelbild
verlangte für sei-
nen Einbau in den
Raum das Möbel.
Die Beziehung
zwischen Möbel
und Bild in die-
sem Sinn kann
nicht wichtig ge-
nug genommen
werden. Gerade
das Möbel aber
ist es, was durch
die heutige Archi-
tektur mehr oder
weniger ausge-
schaltet werden
soll. Die Innen-
einrichtungen auf
der Weißenhof-
siedlung z. B., so
unvollkommen sie
auch noch sind,
zeigen diese Ten-
denz auf Verban-
nung des Möbels
doch sehr deutlich
an. DieSpannung
zwischen heutiger
Architektur und
heutiger Malerei
konzentriert sich
also auf dieses in
seinem Lebens-
nerv getroffene
Verhältnis von
Möbel und Bild.
— Wo müssen
die Hebel anset-
zen , um dieses
zerstörte Verhält-
nis wieder aufzu-
bauen. Dochwohl
auf beiden Sei-
ten : auf Seite der
Architektur wie
ERNA KOPRIVA—WIEN. »FIGÜRLICHE KERAMISCHE PLASTIK«
auf Seite der Malerei. Daß die Architektur wie-
der dahin kommen wird, einen gewissen Bild-
schmuck in ihren Räumen nicht nur zu erlau-
ben, sondern zu brauchen, wird einem jeden
klar, der die Tastversuche auf „Weißenhof"
nachdenklich be-
trachtet. Und
daß die Malerei,
wo sie zeitgemäß
bleiben will, im-
mer mehr auf alte
Renaissance-Tra-
ditionen wird ver-
zichten müssen,
daß sie die heu-
tige Aktivität- und
Energie-Geladen-
heitin ihrer Form-
welt mit sehr an-
dern Mitteln wird
erstreben müssen
als der Durch-
schnitt der Maler
es versucht, das
beweisen schon
die wenigen wirk-
lich heutigen Bil-
der , die man,
einstweilen nur
wieFremdkörper,
auf den obliga-
ten Ausstellungen
dieser Jahre an-
trifft. Das Deko-
rative als eine auf
die Fläche über-
setzte Raumspan-
nung, — das wird
in der kommen-
den Malerei ganz
anders und viel
positiver gewer-
tet werden müs-
sen, als es meist
der Fall ist. Das
Dekorative als
Bild - Architektur
wird das Bild für
die neue Archi-
tektur schaffen.
Damit wird der
Weg für die Ma-
lerei gefunden
sein, in die heu-
tige Architektur
zurück zu gelan-
gen. DR.O.SCHÜRER.
heutigen Malerei ist das nicht so eindeutig fest-
zustellen. — Die heutige Malerei sucht — so
hat es den Anschein — nach dem allzu eigen-
willigen Vorprellen im Expressionismus nach
überkommenen Formwelten zurück, ja letzten
Endes führte auch
der Expressionis-
mus die Tradition
des Renaissance-
tafelbildes wei-
ter. Dieses Re-
naissancetafelbild
verlangte für sei-
nen Einbau in den
Raum das Möbel.
Die Beziehung
zwischen Möbel
und Bild in die-
sem Sinn kann
nicht wichtig ge-
nug genommen
werden. Gerade
das Möbel aber
ist es, was durch
die heutige Archi-
tektur mehr oder
weniger ausge-
schaltet werden
soll. Die Innen-
einrichtungen auf
der Weißenhof-
siedlung z. B., so
unvollkommen sie
auch noch sind,
zeigen diese Ten-
denz auf Verban-
nung des Möbels
doch sehr deutlich
an. DieSpannung
zwischen heutiger
Architektur und
heutiger Malerei
konzentriert sich
also auf dieses in
seinem Lebens-
nerv getroffene
Verhältnis von
Möbel und Bild.
— Wo müssen
die Hebel anset-
zen , um dieses
zerstörte Verhält-
nis wieder aufzu-
bauen. Dochwohl
auf beiden Sei-
ten : auf Seite der
Architektur wie
ERNA KOPRIVA—WIEN. »FIGÜRLICHE KERAMISCHE PLASTIK«
auf Seite der Malerei. Daß die Architektur wie-
der dahin kommen wird, einen gewissen Bild-
schmuck in ihren Räumen nicht nur zu erlau-
ben, sondern zu brauchen, wird einem jeden
klar, der die Tastversuche auf „Weißenhof"
nachdenklich be-
trachtet. Und
daß die Malerei,
wo sie zeitgemäß
bleiben will, im-
mer mehr auf alte
Renaissance-Tra-
ditionen wird ver-
zichten müssen,
daß sie die heu-
tige Aktivität- und
Energie-Geladen-
heitin ihrer Form-
welt mit sehr an-
dern Mitteln wird
erstreben müssen
als der Durch-
schnitt der Maler
es versucht, das
beweisen schon
die wenigen wirk-
lich heutigen Bil-
der , die man,
einstweilen nur
wieFremdkörper,
auf den obliga-
ten Ausstellungen
dieser Jahre an-
trifft. Das Deko-
rative als eine auf
die Fläche über-
setzte Raumspan-
nung, — das wird
in der kommen-
den Malerei ganz
anders und viel
positiver gewer-
tet werden müs-
sen, als es meist
der Fall ist. Das
Dekorative als
Bild - Architektur
wird das Bild für
die neue Archi-
tektur schaffen.
Damit wird der
Weg für die Ma-
lerei gefunden
sein, in die heu-
tige Architektur
zurück zu gelan-
gen. DR.O.SCHÜRER.