Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

DOI Artikel:
Gemälde von Else Luthmer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0364

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GEMÄLDE VON ELSE LUTHMER

Man kennt seit langem die frische, schwung-
volle Art dieser Künstlerin, die besonders
in der Landschaftsschilderung angenehm hervor-
tritt. Die küblen, gleichsam sportlich gesehenen
Wint erlandschaf ten, die rasch erfaßten Eindrücke
südlicher Natur zeigen einen regsamen Geist, ein
sehniges Temperament. Mystisches Versenken
in die Welt der Geschöpfe liegt Else Luthmer
nicht; ihre Art ist heiter und vordergründig,
dabei aber durchaus gediegen und positiv. In
Aquarellen ist sie gelegentlich noch glücklicher
gewesen als im Ölgemälde. Die leichte, lockere
Handhabung der Farbe, die dem Aquarell eigen
ist und auf kürzeren Wegen zu einer gefälligen
Harmonie führt, liegt ihr gut. Manchmal gelangt
sie zu dem, was ihrer Malweise nach ihre höchste
Möglichkeit ist: zu einem außerordentlich feinen
graphischen Reiz, bei knappen Farbangaben, die
nicht „schildern", sondern geistvolle Apercus
geben wollen und die Bildabsicht mehr ins
Lyrische und Momentane wenden. Auch in
Else Luthmers Ölgemälden gibt es selten eine

geschlossene, dichte Farbfläche. Öfters bleibt
heller Malgrund zwischen den Farben stehen und
gibt ihnen eine angenehme Brechung und Locke-
rung. Klar springt eine helle, lebhafte Naturfreude
heraus. Es gibt in der Landschaftsschilderung
dieser Künstlerin nichts Trübseliges, nichts Weit-
schweifiges oder Problematisches, sie ist ebenso
einfach und gediegen, ebenso weltfreudig und
kernhaft wie das Naturell der Künstlerin. In
direkter, gerader Sprache wird der Sachverhalt
der Landschaft festgestellt. Ein aufgeräumtes
Erblicken der Dinge, eine frohe, innere Bekannt-
heit mit der Welt bestimmt die Malgesinnung.
Darum liebt Else Luthmer auch das Licht und die
Sonne, die hellen, munteren Farben; selbst das
Blau, das sie gern verwendet, ist ohne Dumpfheit
und Schwere, es hat stets einen kühlen, frischen
Hauch, wie Märzluft. Darum holt die Künstle-
rin neuerdings gern ihre Motive aus dem Süden,
wo Natur ohne Hintergedanken zu den Menschen
spricht und ganz im Sinnlichen steht, eine be-
glückende, rätsellose u. lebensvolle Gegenwart.
 
Annotationen