JOSEF EBERZ—MÜNCHEN »ENGEL« RECHTE SEITENWAND
KIRCHLICHE WANDMALEREI VON JOSEF EBERZ
VON JOSEPH AUG. LUX
In der Südostecke Bayerns, in Freilassing, der
letzten Eisenbahnstation unmittelbar vor
Salzburg, entstand in aller Stille ein künstle-
risches Monumentalwerk, das wie magisches
Licht in die Welt hinausleuchtet und dem un-
scheinbaren Ort zur Glorie einer ganz uner-
warteten Berühmtheit verhilft. Es ist die Monu-
mentalmalerei des Münchner Künstlers Josef
Eberz in der neuen Pfarrkirche zu Freilassing-
Salzburghofen, die Prof. Muesmann von der
techn. Hochschule in Dresden zum Erbauer hat.
Ein imponierendes einschiffiges Raumgebilde,
hochstrebend mit gotischer Anmutung, mit offe-
nem Dachgebälk und kubistisch gefaltetem Ge-
wölbe in der Apsis und in der Taufkapelle (letz-
tere im Turmgehäuse angeordnet). Einzig die
Orgelempore mit ihrem wuchtigen spitzbogigen
Unterbau enthält Stilanklänge an alte Bautra-
dition. Ansonsten beruht die Schönheit des
Raums auf den gewaltigen vertikal betonten
Ausmaßen, die große und hohe Wandflächen der
malerischen Phantasie darbieten und darnach
verlangen, in farbigen Visionen aufzustrahlen.
XXXI. Februar 1928. 6 '
Es bedurfte eines Meisters des hohen Monu-
mentalstils, der imstande ist, ungeheure Flächen
bildmäßig zu beherrschen und die religiöse
Wandmalerei mit neuem Leben zu erfüllen, in
einer künstlerischen Formensprache, die den
mystischen Inhalt im Geiste idealer Kunst-
forderung, ebenso klassisch als modern, sinn-
fällig macht. Josef Eberz ist seit einem Jahr
an diesem Werk und hat dabei erwiesen, daß
er die besondere innere Berufung für eine
solche grandiose Schöpfung besitzt, die nicht
nur eine ganz ungewöhnliche ins Große gehende
Gestaltungskraft erfordert, eine malerische Kul-
tur, die klassisch geschult und doch unbeschwert,
genuin und von jener unbescholtenen Frischheit
ist, die man modern empfindet, sondern auch
jene seelische Disposition und Einfühlungskraft
mitbringt, die der geistige Inhalt erfordert, das
religiöse Thema, das zur Symbolhaftigkeit ver-
pflichtet, dem höchsten Ziel aller hohen Kunst.
Von dem riesigen Werk moderner Wand-
malerei ist ein Teil vollendet, nämlich die Aus-
malung der oben genannten Taufkapelle, die
KIRCHLICHE WANDMALEREI VON JOSEF EBERZ
VON JOSEPH AUG. LUX
In der Südostecke Bayerns, in Freilassing, der
letzten Eisenbahnstation unmittelbar vor
Salzburg, entstand in aller Stille ein künstle-
risches Monumentalwerk, das wie magisches
Licht in die Welt hinausleuchtet und dem un-
scheinbaren Ort zur Glorie einer ganz uner-
warteten Berühmtheit verhilft. Es ist die Monu-
mentalmalerei des Münchner Künstlers Josef
Eberz in der neuen Pfarrkirche zu Freilassing-
Salzburghofen, die Prof. Muesmann von der
techn. Hochschule in Dresden zum Erbauer hat.
Ein imponierendes einschiffiges Raumgebilde,
hochstrebend mit gotischer Anmutung, mit offe-
nem Dachgebälk und kubistisch gefaltetem Ge-
wölbe in der Apsis und in der Taufkapelle (letz-
tere im Turmgehäuse angeordnet). Einzig die
Orgelempore mit ihrem wuchtigen spitzbogigen
Unterbau enthält Stilanklänge an alte Bautra-
dition. Ansonsten beruht die Schönheit des
Raums auf den gewaltigen vertikal betonten
Ausmaßen, die große und hohe Wandflächen der
malerischen Phantasie darbieten und darnach
verlangen, in farbigen Visionen aufzustrahlen.
XXXI. Februar 1928. 6 '
Es bedurfte eines Meisters des hohen Monu-
mentalstils, der imstande ist, ungeheure Flächen
bildmäßig zu beherrschen und die religiöse
Wandmalerei mit neuem Leben zu erfüllen, in
einer künstlerischen Formensprache, die den
mystischen Inhalt im Geiste idealer Kunst-
forderung, ebenso klassisch als modern, sinn-
fällig macht. Josef Eberz ist seit einem Jahr
an diesem Werk und hat dabei erwiesen, daß
er die besondere innere Berufung für eine
solche grandiose Schöpfung besitzt, die nicht
nur eine ganz ungewöhnliche ins Große gehende
Gestaltungskraft erfordert, eine malerische Kul-
tur, die klassisch geschult und doch unbeschwert,
genuin und von jener unbescholtenen Frischheit
ist, die man modern empfindet, sondern auch
jene seelische Disposition und Einfühlungskraft
mitbringt, die der geistige Inhalt erfordert, das
religiöse Thema, das zur Symbolhaftigkeit ver-
pflichtet, dem höchsten Ziel aller hohen Kunst.
Von dem riesigen Werk moderner Wand-
malerei ist ein Teil vollendet, nämlich die Aus-
malung der oben genannten Taufkapelle, die