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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Kuhn, Alfred: Aufgaben der Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0392

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Aufgaben der Keramik

EMU. POTTNER—BERLIN

»VÖGEL« ORIGINAL-MAJOLIKA

zu werden. Von vornherein also eine Trennung
zu machen zwischen Dingen, die wir für uns
wollen und solchen, die wir dem Ausland an-
bieten, halte ich für höchst bedenklich.

Ebenso gefährlich scheint mir die „Neubeleb-
ung der Volkskunst". Es ist uns allen bekannt
welch herrliche, sachliche und schöne Dinge auf
dem Lande entstehen als Blüten einer langen
Tradition, eines handwerklichen, nie abgerisse-
nen Könnens und jener direktesten Beziehung
zwischen Verfertiger und Gegenstand. Ebenso
bekannt jedoch ist es, daß die Entwicklung den
Rückgang solch hergebrachter Kunstübung im
kleinsten Betrieb mit sich geführt hat, nachdem
die verbesserten Verkehrsverhältnisse einen Be-
such der ländlichen Kundschaft durch städtische

Reisende in sehr hohem Maße ermöglichte und
nachdem die Landbevölkerung immer mehr sich
gewöhnt, ihre Bedürfnisse in den Städten zu
decken. Es ist demnach auch eine Art von
Altertümelei, bewußt Betriebsformen u. Kunst-
formen am Leben zu erhalten, die im Absterben
sind. Bestenfalls wird auch wieder eine Frem-
den-Industrie daraus, und die Amerikaner be-
rauschen sich an solchen Produkten der „ein-
fältigen deutschen Seele", wie sie in Rothen-
burg, Nürnberg und Bamberg in eine vergangene
Zeit sich hineinzuträumen gewohnt sind. Wenn
etwa auf der Ausstellung ein glasiertes Kachel-
ofenmodell der Wienerberger Werkstätten aus
Wien war, das genau aussah, als wenn es im
Jahre 1780 entstanden wäre, so empfindet dies

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