DOI Artikel:
Kuhn, Alfred: Aufgaben der Keramik
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0396
Aufgaben der Keramik
der Unterzeichnete als einen Anachronismus
und ist nicht imstande, Sinn und Zweck eines
solchen Produktes einzusehen, ebensowenig
wie er etwa Entwürfe für Schulhäuser mit
Burgzinnen und Villen in der Art eines nieder-
sächsischen Bauernhofes gutheißen könnte.
Unsere Aufgabe ist demnach nicht,
Volkskunst zu beleben, ebensowenig
wie das Angebot an Ziergerät zu ver-
größern. Vasen in Pflanzenform aus Halb-
steinzeug, wie sie die Kunstgewerbeschule in
Kiel vorgestellt hat, der Zierbrunnen „Land-
schaft", der aus der keramischen Fachklasse
der staatlichen Porzellanmanufaktur in Berlin
hervorgegangen ist, und ähnliche Dinge können
immer nur Einzelfälle, Kuriosa, Spielereien
bleiben; bestenfalls technische Experimente,
künstlerische Basteleien. Worauf es an-
kommt, ist, die Keramik für große Bau-
aufgaben vorzubereiten. Wer den Orient
kennt und seine Ausstrahlungen nach dem Süden
Spaniens, wird bestätigen, in welch außerordent-
lichem Umfang die Fayence dort für Bau-Auf-
gaben verwandt worden ist. Ganze Moscheen
sind mit Fayenceplatten bedeckt, die Höfe sind
ausgelegt mit Fliesen von oft ganz unwahrschein-
licher Schönheit. Dies ist der Weg, den die
moderne keramische Industrie wieder beschrei-
ten muß. Sowohl im Privathaus als auch in den
öffentlichen Gebäuden, den Schulen, den Rat-
häusern, den Theatern, den Sportfora sind un-
absehbare Möglichkeiten für die Verwendung
hochqualifizierter Keramik gegeben. Von hier
aus bieten sich aber auch ganz andere Export-
aussichten, kulturell und materiell fruchtbarer,
als von den immer wiederholten Blumenvasen,
den Aschenbechern, den Teekannen und andern
Gebrauchsdingen, sowie den — Nippes. . a. k.
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der Unterzeichnete als einen Anachronismus
und ist nicht imstande, Sinn und Zweck eines
solchen Produktes einzusehen, ebensowenig
wie er etwa Entwürfe für Schulhäuser mit
Burgzinnen und Villen in der Art eines nieder-
sächsischen Bauernhofes gutheißen könnte.
Unsere Aufgabe ist demnach nicht,
Volkskunst zu beleben, ebensowenig
wie das Angebot an Ziergerät zu ver-
größern. Vasen in Pflanzenform aus Halb-
steinzeug, wie sie die Kunstgewerbeschule in
Kiel vorgestellt hat, der Zierbrunnen „Land-
schaft", der aus der keramischen Fachklasse
der staatlichen Porzellanmanufaktur in Berlin
hervorgegangen ist, und ähnliche Dinge können
immer nur Einzelfälle, Kuriosa, Spielereien
bleiben; bestenfalls technische Experimente,
künstlerische Basteleien. Worauf es an-
kommt, ist, die Keramik für große Bau-
aufgaben vorzubereiten. Wer den Orient
kennt und seine Ausstrahlungen nach dem Süden
Spaniens, wird bestätigen, in welch außerordent-
lichem Umfang die Fayence dort für Bau-Auf-
gaben verwandt worden ist. Ganze Moscheen
sind mit Fayenceplatten bedeckt, die Höfe sind
ausgelegt mit Fliesen von oft ganz unwahrschein-
licher Schönheit. Dies ist der Weg, den die
moderne keramische Industrie wieder beschrei-
ten muß. Sowohl im Privathaus als auch in den
öffentlichen Gebäuden, den Schulen, den Rat-
häusern, den Theatern, den Sportfora sind un-
absehbare Möglichkeiten für die Verwendung
hochqualifizierter Keramik gegeben. Von hier
aus bieten sich aber auch ganz andere Export-
aussichten, kulturell und materiell fruchtbarer,
als von den immer wiederholten Blumenvasen,
den Aschenbechern, den Teekannen und andern
Gebrauchsdingen, sowie den — Nippes. . a. k.
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