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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Schürer, Oskar: Neue Bilder von Georg Kars
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0411

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Neue Bilder von Georg Kars

GEORG KARS—PARIS

GEMA1.DE »DORFSTRASSE«

mitte in ihrer sicheren Formung geblieben war.
— Der Überschau erschließt sich so die klare
Schaffensdisziplin dieses Malers. Er holt herein,
was ihm noch abgeht, vielleicht sogar über-
betont. Im sicheren Grundmotiv seiner Ver-
anlagung, dem Weib als Figur und als Akt, ar-
beitet er es wieder zurück in sein Eigenstes.
Und da erweist sich dann die gewonnene Be-
reicherung: die Aufhöhung und Lockerung des
Konturs, den die aneinanderstoßenden Flächen
ergeben als Rückholung einer reifen Plastik ins
Malerische. Ein langsames Vorschieben der
Grenzen also, ein steter Gewinn an Bild- und
Formkraft. Erziehung in der schönen Bedeu-
tung des Wortes.

Wir legen Wert darauf, diese Seite im Wesen
Georg Kars' zu betonen. Er gehört zu den ihre
Bahn ruhig und sicher ausschreitenden Malern
dieser Zeit. Für die Kunst ist der Gewinn das
gute Bild. Für die Entwicklung ist der Gewinn
das klare Vorbild. Kars erzieht sich selbst in
gefühlssicherer Bewußtheit. So wäre er fähig,

auch andere zu erziehen. Der „Kunstlehrer" ist
bekanntlich die problematischste Erscheinung
in unserer Kunstpflege und -erziehung. Die
Akademien kranken an der seltenen Erschei-
nung, die Künstler und Lehrer in einer Person
vereinigt. In Kars scheint uns die Vorbedingung
zu solcher Personalunion in weitem Maße ge-
geben. Lange Lehr- und Wanderjahre hat er
hinter sich. Sein Können möchte fruchtbar in
einer verantwortungsvollen Lehrtätigkeit ge-
nutzt werden. Solche Überlegungen stammen
aus aktuellen Anlaß. Zwei von den drei deut-
schen Lehrkanzeln an der Prager Kunstakade-
mie sind unbesetzt. Unfruchtbarer Streit um
die Person des zu Berufenden zögert die Neu-
besetzung, die dringlich ist, hinaus. Kars scheint
uns der richtige Mann für diesen Posten. Er
bringt ein sicheres Gefühl und ein schönes
Können mit. Und er bringt Weltluft mit, die
der Prager Kunstatmosphäre so not tut. Er
könnte in der Heimat die Früchte seiner Wander-
jahre im Dienst an der Jugend verwerten, o. s.

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