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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Zeichnungen von Hans Unger- Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0417

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HANS UNGER-
DRESDEN.
»HEDUINEN-
MÄDCHENt

ZEICHNUNGEN VON HANS UNGER-DRESDEN

VON GRAF KUNO V. HARDENBERG

Hans Unger gehört zu jener „Phalanx der
Starken", die um die Jahrhundertwende
Dresdens Kunst bedeutete und ihr das Ge-
präge eines sehr beachtlichen Kranzes von fest-
geschlossenen Individualitäten gaben! Max
Klingers Geist war ihr Impulsgeber gewesen,
hatte seinen Hellenentraum, sein neues hohes
Wollen, seine Vielseitigkeit vom nahen Leipzig
auf sie ausgestrahlt, und da hatten sie sich
entfaltet, mit ihm oder gegen ihn, und jeder
war aus seinen eigenen Anlagen heraus ein
ganzer Könner geworden. Es waren große Vor-
würfe, die diese Jugend beschäftigten: Sascha
Schneider, der jüngst verstorbene, vertrat eine
noch nie gesehene Monumentalisierung dämo-
nischen Weltgeschehens, Richard Müller fand
Größe in Holbein'scher Vertiefung bis ins
Kleinste, Georg Lührig erkämpfte breites Neu-
land für die Landschaftsmalerei, Oskar Zwint-
scher ließ einen großeD, aber maskierten Skep-

tizismus um tiefe Symbole spielen und Unger
träumte von einer neuen Renaissance, vom
Kultus schöner Frauen, von südlichen Himmeln,
blühenden Blumengewinden undkühlerMarmor-
architektur! Er träumte fast ekstatisch, sicher
leidenschaftlich und ins Große. Man glaubte
ihn zunächst berufen, ein bedeutender deko-
rativer Künstler zu sein. Er wäre es auch viel-
leicht geworden, wenn die Zeit, die sich plötz-
lich in der Jugendstilrevolution gefiel, nicht
mehr und mehr aller Wandmalerei abhold ge-
worden wäre, wenn nicht Impressionismus und
Kunstgewerbe Trumpf geworden wären! So
hieß es für Unger, wenn er sich nicht verkaufen
oder aufgeben wollte, alles das was in ihm an
Schönheitsfreude, an Lust zu schmücken, an
Freude am Schwelgen in Farben, an Begeiste-
rung für das ewig Weibliche wogte, auf Tafeln
auszugießen. Es entstanden nun Bilder von
einer eindringlichen Kraft, die neben allem Auf-

XXXI. März 1928. 2
 
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