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Leonardo
Leonardo da Vinci — Berlin, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42331#0158

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LEONARDO

I N

ROM

Die gelehrte Begeisterung des Renaissancemenschen für das antike Rom, den Klassizismus
und die Cäsaren und die Überzeugung einer Wiedererweckung dieser Kultur scheint niemals das
Herz Leonardos entflammt zu haben* Zwar werden Antiken in seinen Schriften erwähnt; doch
während so und soviele Menschen seines Zeitalters sich mit hingebender Liebe dem Studium der
Skulpturen, der Gemälde oder der Trümmer kaiserlicher Bauten widmeten, spricht Leonardo nur
von „queste anticaglie“, und die Betrachtung des Trajanshafens in Civitavecchia lässt ihn vor
allem technische Probleme erwägen* Sein Ausruf: „Sage mir, ob jemals, sage mir, ob jemals in
Rom irgend etwas gebaut wurde* **“ (Cod* Atl*, 216 verso) hat allerdings für uns keine bestimmte
Bedeutung* Auch hier erweist sich Leonardo in seiner Geistigkeit völlig unabhängig vom Denken
seiner Zeitgenossen* Er scheint mehrmals im Laufe seines Lebens in Rom geweilt zu haben, und
die Forschung hat diese Reisen diskutiert, ohne zu einer Einigung zu gelangen ausser für zwei
Fälle: den kurzen Aufenthalt in der Papststadt zu Beginn des Jahres 1505, als er Ratschläge für
die neuen Münzprägungen Julius1 li* erteilte, und seine Anwesenheit in den Jahren 1513 bis
1516 als Gast des Giuliano de' Medici im Belvedere des Vatikans* Es ist das Verdienst Edmondo
Solmis C), mit überzeugender Klarheit die Umstände aufgezeigt zü haben, unter denen Leonardo
in den ersten Monaten des Jahres 1505 nach Rom Kam* Er verwies auf die Breven Julius' IL, die
sich auf die Geldreform beziehen, die innigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Leonardo
und Antonio Segni, der 1504^vom Papst mit der Ausprägung der neuen Münzen in der Zecca zu
Rom beauftragt worden war, auf die Zeichnungen Leonardos und die Notizen in seinen Büchern,
worin er sich mit dem Schlagen von Münzen beschäftigt und worunter sich der berühmte Satz
findet: „Münze zu Rom *♦ man kann sie auch ohne Feder machen* ♦ ♦“, nicht zuletzt aber auch
auf jenes bereits von Gaye (2) veröffentlichte Dokument: „Leonardo di Ser Piero da Vinci paghato
per lui a Mariotto Galilei Camarlengo di Doghana, per gabella di un suo tardello di sue vesti latto
venire da Roma ♦ ♦ 18-9-8.“ Dieses Dokument braucht mit Sicherheit nicht in Beziehung gebracht
zu werden mit der Romreise zur Zeit, da er in den Diensten von Cesare Borgia stand, noch mit
einer anderen, niemals ausgeführten Reise (*), auf die eine Notiz des Cod* Atl* verweist (toi* 247
recto): „Truova ingil e diili che tu i'aspetti a morra e che tu andrai con seco in io panna***“*
In dieser Bemerkung kehrt Leonardo die Eigennamen um: „Finde Ligny und sage ihm, dass du
ihn in Rom erwartest und mit ihm nach Neapel gehst“* Diese Reise sollte von Mailand ausgehen,
wie der Satz „togli le fochere deile Grazie“ vermuten lässt, und sollte auch, oder vorwiegend, künst-
lerischen Zweicken dienen* Denn in der Liste der Besorgungen, unter welchen auch Barette,
Tanzschuhe, Strümpfe und Jäckchen aufgeführt sind, die an Leinen sehr gepflegten und reich
gekleideten Leonardo denken lassen, heisst es auch: „Nimm von Johann von Paris die Art, trocken
zu kolorieren, und die Verwendung des weissen Salzes und das Anfertigen von gekleistertem
Papier* *♦ und seine Farbenschachtel* ♦ ♦ Lerne den Gummilack auflösen* * ♦“*

0 E. Solmi: Scritti Vincianu - Florenz, 1922, S. 239 ff.
(2) Gaye: Carteggio inedito di Artisti. - Band II., S. 89-90.
(3) M. Cerminati: Leonardo a Roma. - In „Nuova Antologia“, 1919.


Zeichnung des Hafens von Civita-
vecchia - Cod. Atl., fol. 271 recto-a



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Zeichnung für archäologische Studien
im Hafen von Civitavecchia - Cod.
Atl., fol. 63 verso-b

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