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Leonardo
Leonardo da Vinci — Berlin, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42331#0354

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D I E

I

SCHULE

LEONARDOS

Bei keinem anderen Künstler aller Zeiten hat die Kenntnis seiner Schule und breiteren
Wirkung eine solche grundlegende Wichtigkeit wie bei Leonardo* Die Vielseitigkeit, man dürfte
wohl sagen Allseitigkeit seiner Geistesarbeit entzog ihn zeitweise der künstlerischen Tätigkeit*
„Impazientissimo al pennello“, weil ganz von mathematischen Studien erfüllt, nennt ihn im April
1501 jener Fra Pietro da Novellara, der ihn im Aufträge der Marchesa Isabella d'Este aufgesucht
hatte* Derselbe Gewährsmann berichtet von Bildnissen, die zwei Schüler malten und an die er
selbst hin und wieder Hand anlegte* Es sind also Werke bezeugt, die unter Leonardos Augen ent-
standen, teilweise von Leonardo selbst gemalt sind* Das ist eine erste Kategorie von Gemälden, der
sich unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden hat*
Eine zweite Gruppe bilden jene Malereien, die Leonardos geistiges Eigentum sind, ohne dass
seine Hand an ihrer Ausführung beteiligt war* Hier haben wir sicheren Boden in jenen Fällen
unter den Füssen, wo ausser dem Gemälde von Schülerhand auch die Zeichnung Leonardos erhalten
ist* Offenbar gibt es aber viel mehr Bilder, die auf Ideen des Meisters beruhen, für die der direkte
Beweis fehlt, und nur ein indirekter erbracht werden kann, aus der Kenntnis der Schülerpersönlich-
keiten und der jeweiligen Grenzen ihrer Begabung*
Über seine Schüler und Gehilfen hat Leonardo in seinen Notizen verhältnismässig häufig An-
merkungen gemacht* 1490 erwähnt er den zehnjährigen Giacomo, im gleichen Jahre Marco, 1491
Gian Antonio, 1493 Giulio Tedesco und Maestro Tomaso, beide Mechaniker, beide auch 1494 in
seiner Werkstatt nachzuweisen* Giulio hat 1494 für die Werkstatt ein Schloss verfertigt* In diesem
Jahre ist auch von Galeazzo die Rede, und der kleine Giacomo erscheint zum ersten Male unter
seinem Beinamen Salai* Bei den auf Joditti und Benedetto bezüglichen Notizen fehlt die Jahreszahl*
Vermutlich handelt es sich aber um die Zeit von 1495-1500* Beide Gehilfen scheinen übrigens
längere Jahre, vielleicht noch das ganze erste Jahrzehnt des sechzehnten Jahrhunderts bei dem
Meister geblieben zu sein* Der am 5* Jänner 1511 erwähnte Maestro Benedetto ist aller Wahrschein-
lichkeit nach aber Benedetto Briosco, der Bildhauer* In einer Notiz vom 1* April 1499 werden
Zahlungen für Taglohn an Bartolomeo und Arrigo vermerkt* Am 14* April 1505 nahm Leonardo
einen Lorenzo, der siebzehn Jahre alt war, als Schüler an* Derselbe hat Leonardo noch 1513 nach
Rom begleitet* Im Sommer des Jahres 1505 sind zwei Maler, die Leonardo bei Karton und Bild
der Schlacht von Anghiari helfen, von seiten der florentinischen Signoria für sich entlohnt worden*
Es waren Raffaello d'Antonio di Biagio und Fernando Spagnolo* Als Farbenreiber war bei Leonardo
um die gleiche Zeit Tommaso di Giovanni Masini beschäftigt* Dies ist der Zauberkünstler und
Sonderling Zoroastro Peretola gewesen, der später mit Leonardo nach Mailand gegangen ist und
gelegentlich auch in Rom auftaucht* Der Anonimo Magliabecchiano nennt als Schüler Leonardos
neben Salai und Ferrando Spagnolo diesen Zoroastro sowie auch noch einen Riccio Fiorentino dalla
Porta della Croce* In späteren Jahren begegnen uns die Namen Gian Maria, Gian Pietro, und Ghe-
rardo neben denen des Benedetto, des Salai und des Bartolomeo* In Florenz kam Jacopo Tedesco
1504 zu Leonardo* Am 24* Oktober 1513 machten sich mit dem Meister auf die Reise nach Rom
Giovanni Francesco de* Melzi, Salai, Lorenzo und il Fanfoja, von welchen jedoch der letztgenannte


Gian Antonio Boltraffio - Jüngling
mit einem Weinlaub kranz - Samm-
lung des Prinzen Borromeo - Mailand


G. A. Boltraffio - Madonna mit dem
Kinde - Sammlung Howard - New York

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