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Leonardo
Leonardo da Vinci — Berlin, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42331#0252

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PHILOLOGIE

VINCIS

D I E

WifiöDie philologische (Abteilung [der Leonardo-Ausstellung hat sich die Aufgabe gestellt, die
Ergebnisse zu prüfen, zu denen Leonardo im sprachlichen und wortkundlichen Studium gelangte*
Dieser Gedanke war als Folge und gleichzeitig als Beweggrund, den die zunehmende Kenntnis und
Bedeutung cLr Schriften Vincis hervorriefen, bereits im vergangenen Jahrhundert aufgegriffen wor-
den und wurde von neuem lebendig, als er sich in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts beson-
ders durch das Eingreifen der Gelehrten der italienischen Sprache in eine ziemlich scharfe Polemik
verwandelte, da diese besondere Interessen auf sprachlich-kulturellem Gebiet dabei zu verteidigen
gedachten» Da jedoch einerseits die Verteidiger und andererseits auch die Gegner einer Grammatik
und eines Wörterbuches Vincis zu keiner Einigung kamen, konnte eine befriedigende Lösung nicht
geschaffen werden, und man blieb von neuem in Erwartung einer weiteren genauen und uneigen-
nützigen Untersuchungsarbeit, um zur wahren Lösung der Frage gelangen zu können»
Greifen wir etwas in die Geschichte zurück! Kurz bevor Venturi, Schüler des Spallanzani, der
in Paris lebte, im Jahre 1797 die Aufmerksamkeit der Gelehrten des Französischen Institutes auf
die Schriften Vincis lenkte, die im Begriffe standen, Leonardo als Wegbereiter an die Spitze aller
jener zu stellen, die sich in der modernen Zeit mit Physik und Mathematik, Mechanik, Hydraulik,
und jeder anderen Wissenschaft befassten — ein Aufruf, der in der Folge von Gelehrten Vereinigungen
und Privatforschern jeden Landes aufgenommen wurde (Libri, Govi, Geymüller, Richter, Gavaisson,
Beltrami, Calvi usw») — bezeichnete in Italien Angelo Comolli, Verfasser der „Geschichtskritischen
Bibliographie der zivilen Architektur“ (Rom, 1791, 3» Band, S» 194), die „Coniugazioni gramma-
ticali“, die sich damals noch in einer der Sammlungen der Ambrosiana befanden, als überholt» Es
war jedoch ein grosser Zeitraum erforderlich, bis Gilberto Govi anlässlich einer allgemeinen Durch-
sicht der Vinci-Schriften dazu gelangte, den sprachlichen und grammatikalischen Handschriften
Leonardos eine besondere Bedeutung beizulegen» Govi war Lehrer und Forscher auf wissenschaft-
lichem und nicht auf literarischem Gebiet, und in seiner Studie „Leonardo als Literat und Gelehrter“,
die er dem „Auszug aus den Werken Leonardo da Vincis“ (Mailand 1872) anfügte, beurteilte er
selbstverständlich die erwähnten Schriften nur so gut, wie es ihm möglich war, ohne besondere
Kenntnisse und ein eigenes Urteil über Philologie zu besitzen: „Leonardo, der in jenem Landstrich
Italiens geboren wurde, wo die volkstümliche Sprache am klangreichsten und am wenigsten von
fremdem Laut entstellt erklingt, konnte die Verzerrung, die davon die Neapolitaner, die Romagnolen,
die Bolognesen, die Venezianer und die Lombarden machten, nicht gleichgültigerweise geschehen
lassen, und da er in allem die Schönheit anstrebte, fühlte er sich auch hier berufen, den Sprachschatz
seiner Kindheit unverfälscht weiterzugeben, wobei er ihn der Nachwelt bereichert und möglicher-
weise noch verbessert überliefern wollte“» In den „langen, scheinbar ungeordneten Wortreihen“
des Cod» Trivulziano sah der Gelehrte „den Stoff zu einem Wörterbuch der volkstümlichen Sprache
vorbereitet“» Und was die „Grammatik“ Vincis betrifft, bemerkte er, dass sie „den Beigeschmack
der florentinischen Werkstätte an sich habe — die Rechtschreibung ist willkürlich und sehr sonder-
bar» ♦♦“ jedoch „trotz der häufigen grammatikalischen Schnitzer und einer Orthographie „nach dem
Gehör“ mit welcher er zu jener Zeit nicht allein war, — erweist sich Leonardo als ein sehr klarer
und wirksamer Schriftsteller“»
Diese Erklärungen und Meinungen Govis, die in einer nur allgemeinen alltäglichen Bildung
ihren Ursprung haben können und die sich klar an die damals vorherrschenden sprachlichen Grund-
sätze der Manzonianer anlehnen, lassen die philologische Frage unter diesen Gesichtspunkten in
einem anderen Lichte erscheinen, während sie andererseits der allgemeinen Auffassung beistimmen,
die man von Leonardo als einem Jünger der Natur und Gegner der Pedanten und Rhetoren hatte»

MÄRCHEN UND SCHNURREN


DIE KRABBE. - Die Krabbe war unter
die Steine gekrochen und fing die Fische,
die dort eindrangen. Da kam das Hochwasser
mit zerstörenden Steinstürzen, und die Krabbe
wurde vom Geröll zerschmettert. - Cod.
Arundel, fol. 42 verso - Zeichnung des
Wallraf-Richartz Museums - Köln


DER FALKE UND DIE ENTE. - Der
Falke konnte nicht geduldig Zusehen, wie
sich die Ente, um vor ihm zu flüchten, un-
ter dem Wasser verbarg. Er wollte es ebenso
machen und die Ente unter dem Wasser ver-
folgen. Doch als seine Federn nass wurden,
da konnte er nicht mehr aus dem Wasser,
d e Ente aber flatterte auf und verhöhnte den
Falken, der ertrank - Cod. Atl., fol. 67 verso-b
Zeichnung der Kgl. Sammlung von Windsor,
Nr. 12395
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