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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 15.1959

DOI Artikel:
Riek, Gustav: Ein magdalénienzeitlicher Rastplatz unter der Südwand des Sirgensteinfelsens (Markung Weiler, Kr. Ulm)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.66263#0042

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30

Gustav Riek

Ein magdalenienzeitlicher Rastplatz unter der Südwand
des Sirgensteinfelsens (Markung Weiler, Kr. Ulm)
Von Gustav Riek, Tübingen
Mit 1 Textabbildung und Tafel 5 und 6

Inhalt Seite
Das Schichtenprofil unter dem Felsschutzdach.30
Die faunistischen Überreste.37
Der Artefaktbestand.37
Die kulturelle Zugehörigkeit der Artefakte zum Magdalenien ... 39

Das Schichtenprofil unter dem Felsschutzdach
In der Nähe der durch die Ausgrabungstätigkeit von R. R. Schmidt für
die schwäbische Altsteinzeitforschung zu überragender Bedeutung ge-
langten Sirgensteinhöhle befindet sich an der Südseite des 45 m hohen
Sirgensteinfelsens ein unscheinbares Felsschutzdach. Dieses liegt rund 7 m
höher als die Sirgensteinhöhle. Die Örtlichkeit schien mir wegen ihrer
günstigen Expositionsverhältnisse fundverdächtig zu sein. An Stelle des
hier erhofften Mesolithikums lieferte die Grabung jedoch Zeugen der
Magdalenienkultur.
Die Untersuchung1 des unscheinbaren Rastplatzes beanspruchte nur
wenige Tage, da eine völlige Abhebung der Sedimente bis auf den ge-
wachsenen Felsgrund nach dem Ausbleiben des Mesolithikums weder an-
gestrebt wurde noch lohnenswert erschien. Sehr erwünscht war aber ein
Einblick in den Aufbau einer südlich exponierten Gehängeschuttmasse im
Achtal.
Die Grabung zeigte, daß Gehängeschuttmassen an Steilhängen, wenn
ein Felsschutzdach sich parallel zur Gefällsrichtung der letzteren öffnet,
weit in die Schutzdachnische hinein vorzustoßen vermögen. Unbedingte
Ruhelage solcher Schuttmassen seit dem Ablauf des Pleistozäns ist fraglich.
Das bedeutet, daß die Datierung paläolithischer Funde aus Gehängeschutt-
streifen unter Felsschutzdächem schwierig sein kann. Absolute Sicherheit
in der Altersfestlegung etwaiger Artefaktfunde kann hier auf geologischer
Basis wohl nur selten garantiert werden, wenn nicht zugleich eine un-
gestörte, ungequetschte und unverknetete Brandschicht das Profil durch-
zieht. Ebenso können vorzeitklimatische Bewertungen einzelner Schichten
vorläufig nur mit allen Vorbehalten gemacht werden.
Die Schichtenmächtigkeit hat in Hangschuttprofilen nichts mit der Zeit-
dauer ihrer Entstehung zu tun. Es ist anzunehmen, daß ein Teil der
ursprünglich vorhandenen Schuttmassen wieder weiter hangab transpor-
tiert wurde. Dieser fehlende Teil hätte also im geologischen Sinne eine
Schichtlücke hinterlassen. Petrographische Fazies und Schichtlücken er-
schweren mithin einen Vergleich unseres Felsschutzdachprofiles mit den
ungestört zur Ablagerung gelangten Sedimenten in der benachbarten
Sirgensteinhöhle. Mit Materialausfall, dem Fehlen einer Ablagerung in-
folge Wegführens, ist unter Felsschutzdächern parallel zur Gefällsrichtung
des Hanges immer zu rechnen. Das Profil unseres Schutzdaches muß nach
dem Gesagten also nicht eine lückenlose Aufeinanderlagerung darstellen.
Lücken oder Diskordanzen sind in einem Schuttprofil der folgenden Art
vorläufig augenscheinlich überhaupt nicht mit Bestimmtheit erkennbar. Wir
können nicht ermessen, was mengenmäßig vor der Entstehung der nächst-
folgenden höheren Schicht abgetragen worden ist. Es kann sich um schwache,
 
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