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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 15.1959

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Schleiermacher, Wilhelm; Knorr, Robert [Gefeierte Pers.]: Professor Dr. h.c. Robert Knorr (1865-1957): Nachruf
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https://doi.org/10.11588/diglit.66263#0148

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Persönliches
Professor Dr. h. c. Robert Knorr (1865—1957)
Nachruf
Von Wilhelm Schleiermacher, Frankfurt am Main
Am 21. Juli 1957 starb in Wattenweiler (Kr. Backnang) im 93. Lebens-
jahr Professor a. D. Dr. h. c. Robert Knorr. Mit ihm ist ein Forscher von
uns gegangen, der fast ein halbes Jahrhundert lang die Archäologie des
römischen Imperiums durch seine Arbeiten auf einem speziellen Gebiet
entscheidend gefördert hat. Schon als Knabe beschäftigte er sich mit Zu-
fallsfunden römischer Keramik aus der Umgebung von Ulm. Seine Emp-
fänglichkeit für Werke der Kunst und des Kunstgewerbes trieb ihn be-
sonders zum Sammeln der bildverzierten, glänzend roten Scherben der
sogenannten Terra sigillata. Zeichnerische Begabung führte ihn später zum
Amt eines Lehrers an der Kunstakademie in Stuttgart, aber ein mehr und
mehr zunehmender Teil seiner Freizeit blieb der Beschäftigung mit den
Bildnereien der römischen Töpfer gewidmet. Zehn Jahre nach Hans
Dragendorffs grundlegenden Ausführungen über die Typologie und ein
Jahr nach Josephe Dechelletes großzügigem Buch, in dem die wichtigsten
Werkstätten der gallischen Sigillatatöpferei bestimmt waren, erschien im
Jahre 1905 Knorrs erster Beitrag zu diesem Thema, und seither hat der
fleißige Mann fast Jahr für Jahr neue Funde und neue Erkenntnisse auf
seinem Spezialgebiet bekanntgemacht. Seine sichere Hand ließ ihn eine
Darstellungsweise wählen, die auch heute im Zeitalter der Photographie
noch nicht übertroffen ist. Er führte gern einen Ausspruch Benjamin
Franklins an, der etwa lautete: Zeichnen ist eine Art universelle Sprache,
von allen Nationen verstanden. Unermüdlich war er bestrebt, Material für
seine Studien zu sammeln, und er scheute keine Kosten für Reisen zu
Museen und Fundorten. Die so gewonnenen Kenntnisse verwertete er
nicht nur in seinen eigenen Publikationen, sondern er teilte sie auch bereit-
willig Mitforschern des In- und Auslandes mit, wenn er nur den Eindruck
hatte, daß die Betreffenden sich ernsthaft mit dem ihm so liebgewordenen
Stoff befaßten. Durch seine Arbeiten errang er sich bald internationale
Geltung. Dies ist vor allem dem Umstand zuzuschreiben, daß er frühzeitig
die chronologische und historische Bedeutung der unscheinbaren Bruch-
stücke von Bilderschüsseln und Töpferstempeln erkannte und unermüdlich
bestrebt war, gerade diese Gesichtspunkte ins Licht zu rücken. Im Begleit-
wort zu seiner letzten, 1952 erschienenen Publikation hat er die Grund-
lagen seiner Arbeit noch einmal kurz und verständlich zusammengefaßt.
Kluge Selbstbeschränkung veranlaßte den weitgereisten Mann, doch
immer vornehmlich Funde seiner engeren württembergischen Heimat zur
Darstellung der ihn beschäftigenden Probleme zu machen, einer Landschaft
allerdings, die den Vorzug hatte, an dem Weg zu liegen, „auf welchem man
leicht von Gallien nach dem Schwarzen Meer reisen kann“. So stehen weit-
gespannte Probleme der politischen und der Wirtschaftsgeschichte immer
im Hintergrund von Knorrs Arbeiten, auch da, wo er sich scheinbar nur
mit der Bekanntgabe des Fundstoffs einer bescheidenen kleinen Siedlung
 
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