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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 15.1959

DOI article:
Nierhaus, Rolf: Die römische Tonlampe mit Fischdarstellung von Heidenheim - kein Zeugnis frühen Christentums bei den Alamannen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66263#0083

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Die römische Tonlampe mit Fischdarstellung von Heidenheim

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Die römische Tonlampe mit Fischdarstellung von Heidenheim —
kein Zeugnis frühen Christentums bei den Alamannen
Von Rolf Nierhaus, Tübingen
Mit 2 Textabbildungen
In seiner weit ausgreifenden Studie: „Die Anfänge des Christentums bei
den Alamannen“ hat P. Paulsen1 unter Hinweis auf F. Hertlein2 auch kurz
eine römische Tonlampe mit der Darstellung eines Fisches „in mandorla-
artiger Umrahmung“ im Heimatmuseum Heidenheim (Brenz) als ein Zeug-
nis frühen Christentums bei den Alamannen in Anspruch genommen. Be-
vor dieses angebliche Zeugnis in der Literatur, die sich mit der Christiani-
sierung der Germanen, insonderheit der Alamannen, befaßt, eine etwaige
weitere Verwendung findet, sei es einer kritischen Prüfung unterzogen.
Paulsens Zitat a. a. O. ist leider derart knapp, daß nicht klar wird, ob er
das Stück als solches für frühchristlich hält, worauf die Formulierung
„Römische Tonlampe ... mit Fisch in mandorlaartiger Umrahmung“ hin-
weisen könnte, oder ob er es als ein ursprünglich heidnisches, aber christlich
umgedeutetes Fundstück aus einem Alamannengrab ansieht; in letzterem
Falle könnte er einzig das von Hertlein a. a. O. 43 beschriebene Inventar von
Grab 70 im Auge gehabt haben, aus dem u. a. eine Lampe mit Fischdar-
stellung und eine alamannische Perlenkette stammen sollen. Demnach
haben wir beide Möglichkeiten zu überprüfen.
Schauen wir zunächst, was die Lampe als solche über ihren vorgeblich
christlichen Charakter auszusagen vermag (vgl. das ähnliche Stück hier
Abb. 1, 2). Von einem frühchristlichen Lampentyp kann bei ihr keine Rede
sein; wie frühchristliche, oder sagen wir vorsichtiger: spätantike Tonlampen
aussehen, beliebe man etwa dem neuen Lampenkatalog des Römisch-Ger-
manischen Zentralmuseums ( = RGZM) in Mainz von H. Menzel zu ent-
nehmen3. Unser Stück gehört vielmehr nach der von S. Loeschcke ge-
schaffenen Typologie der römischen Lampen4 dem Typus IB der Bildlampen
mit eckiger Volutenschnauze an5. Dieser Lampentyp hat seine Blütezeit im
1. Jahrhundert n. Chr. etwa von tiberischer Zeit an; er hört in Ober-
germanien schon vor dem Ende des 1. Jahrhunderts allmählich auf, wäh-
rend er in Raetien (wozu Heidenheim gehörte) bis in die zweite Hälfte des
2. Jahrhunderts, längstens bis gegen 200 n. Chr., andauert6. Da das Kastell
Heidenheim in den letzten Jahren Domitians oder in den ersten Jahren
Trajans angelegt worden sein muß7, ist unsere Lampe den jüngeren, dem
2. Jahrhundert angehörenden, in Raetien verbreiteten Exemplaren des
Typus I B zuzurechnen, eine Zuweisung, die um so weniger Mühe macht,
als in anderen Orten Raetiens, so in Kastell Faimingen, in Günzburg und
Augsburg, weitere Exemplare desselben Typus und mit nahe verwand-
ten Fischdarstellungen auftreten8, desgleichen in Pannonien (Ungarn)83.
Fr. Drexel (siehe Anm. 8) vermutet mit gutem Grund, daß die gesamte
Gruppe der raetischen Tonlampen, und somit auch diejenigen des Typus I B,
in Manufakturen in Augsburg hergestellt worden seien. Unsere Tonlampe
fällt also in keiner Weise aus dem Rahmen der im 2. Jahrhundert in Raetien
üblichen Lampen- und Bildtypen.
Was die „mandorlaartige Umrahmung“ anbelangt, so bildet die mehr
oder weniger stark profilierte Einfassung des mit einer Reliefdarstellung,
gleich welchen Inhalts, verzierten Lampenspiegels einen wesentlichen Be-
standteil aller Lampen des Typus I (IA—C). Die verschiedenen Profi-
lierungen erläutert S. Loeschcke (siehe Anm. 4) S. 24 ff. mit Abb. 2. Ge-
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