Pseudo-Knochenwerkzeuge aus dem Kanalkies in Göppingen
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ist, muß von Fall zu Fall entschieden werden. Immer sind dabei auch
chemische Einflüsse in Erwägung zu ziehen. Wo gerundete neben scharf-
kantigen Knochenfragmenten vorkommen, ist zu beachten, daß jene chemi-
schen Einflüsse im Sediment auf kürzeste Entfernung rasch wechseln
können. Außerdem ist zu prüfen, ob nicht doch in irgendeiner Form sekun-
däre Lagerung möglich ist, die bei scheinbar ungestörten Profilen besonders
auf Solifluktion und Nachsacken in Bodenspalten beruhen kann.
Anmerkungen
1 K. Hörmann. Die Petershöhle bei Velden in Mittelfranken. Abh. naturhist. Ges. Nürn-
berg, Bd. 24, Heft 2, Nürnberg 1933.
2 E. Vogt. Die paläolithische Station in der Höhle am Schalbergfelsen (Baselland).
Denkschr. Schweiz, naturforsch. Ges., Bd. 71, Abh. 3, Zürich 1936.
3 E. Bächler. Das Drachenloch ob Vättis im Taminatale. Jb. St. Gallischen naturwiss.
Ges., Bd. 57, Teil 1, St. Gallen 1921.
4 A. Bachofen-Echt in: Abel-Kyrle, Die Drachenhöhle bei Mixnitz. Speläolog. Monogr.,
Bd. 7—9, Wien 1931.
5 U. Lehmann. Eine Villafranchiano-Fauna von der Erpflnger Höhle (Schwäbische Alb).
N. Jb. Geol. Paläontol., Mh., Stuttgart 1953.
’ E. Fraas. Die Irpfelhöhle im Brenztal. Z. der geol. Ges., Bd. 45, Berlin 1893.
7 A. Schmidt. Über die Kantenverrundung an protolithischen Knochenwerkzeugen.
Mannus-Bibl., Bd. 30, Heft 2, Leipzig 1938. — Grundsätzliches zur sogenannten proto-
lithischen Knochenkultur und zur Altsteinzeitforschung überhaupt. Abh. naturhist.
Ges. Nürnberg, Bd. 27, Heft 1, Nürnberg 1939.
Tardenoisspitje in einem Bovidenknochen
von Schwenningen am Neckar (Kr. Rottweil)
Von Rudolf Ströbel, Schwenningen am Neckar
Mit 1 Textabbildung und Tafel 54
Am 25. Oktober 1957 bemerkte Bauunternehmer Oskar Heimchen sen.
bei Kanalisationsarbeiten im östlichen Vorstadtgebiet von Schwenningen
(Taf. 54, 1) in der Seestraße an der Einmündung der Brühlstraße, daß der
Bagger zusammen mit dem Torf Knochen auf den Lastwagen geladen hatte.
Er benachrichtigte den Berichterstatter, der im Städtischen Heimatmuseum,
wo der Fund verbleibt, den anhaftenden Torf zur pollenanalytischen Unter-
suchung abhob. Dabei erkannte er ein vorher völlig mit Torf bedecktes
Einschußloch samt einer darin steckenden mittelsteinzeitlichen Pfeilspitze
(Taf. 54, 2). Nach der von Frau Dr. E. Benzing (Schwenningen) gütigst
durchgeführten Röntgenaufnahme wurde die Pfeilspitze herausgezogen.
Sie löste sich leicht, ohne daß Knochen oder Pfeilspitze beschädigt worden
wären. Wieder in ihre ursprüngliche Lage gebracht, hält sie darin fest.
Bei den Knochen handelt es sich nach der Bestimmung, die Hauptkon-
servator Dr. K. D. Adam (Stuttgart) freundlicherweise übernahm, um die
linke Beckenhälfte (mit Pfeilspitze), ein Fragment der rechten Becken-
schaufel und einen Lendenwirbel von einem großen Boviden, wahrschein-
licher Ur als Wisent. Der Bagger hatte an der Ostwand der Ausschach-
tung in 3,7 m Tiefe gerade noch ein paar Knochen gegriffen. Der Hauptteil
des Skeletts liegt möglicherweise hinter den schon vor der Ausschachtung
entlang den Kanalwänden zum Schutz gegen Schlammeinbrüche einge-
rammten Bohlen, und es wäre wichtig, gelegentlich danach zu suchen. Da
an den ausgebaggerten Knochen Kalkmudde und Torf hafteten, war ihre
Einordnung in das Moorprofil gegeben, das zwischen den Bohlen in
schmalen, senkrechten Streifen sichtbar war. Zur Untersuchung der in
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ist, muß von Fall zu Fall entschieden werden. Immer sind dabei auch
chemische Einflüsse in Erwägung zu ziehen. Wo gerundete neben scharf-
kantigen Knochenfragmenten vorkommen, ist zu beachten, daß jene chemi-
schen Einflüsse im Sediment auf kürzeste Entfernung rasch wechseln
können. Außerdem ist zu prüfen, ob nicht doch in irgendeiner Form sekun-
däre Lagerung möglich ist, die bei scheinbar ungestörten Profilen besonders
auf Solifluktion und Nachsacken in Bodenspalten beruhen kann.
Anmerkungen
1 K. Hörmann. Die Petershöhle bei Velden in Mittelfranken. Abh. naturhist. Ges. Nürn-
berg, Bd. 24, Heft 2, Nürnberg 1933.
2 E. Vogt. Die paläolithische Station in der Höhle am Schalbergfelsen (Baselland).
Denkschr. Schweiz, naturforsch. Ges., Bd. 71, Abh. 3, Zürich 1936.
3 E. Bächler. Das Drachenloch ob Vättis im Taminatale. Jb. St. Gallischen naturwiss.
Ges., Bd. 57, Teil 1, St. Gallen 1921.
4 A. Bachofen-Echt in: Abel-Kyrle, Die Drachenhöhle bei Mixnitz. Speläolog. Monogr.,
Bd. 7—9, Wien 1931.
5 U. Lehmann. Eine Villafranchiano-Fauna von der Erpflnger Höhle (Schwäbische Alb).
N. Jb. Geol. Paläontol., Mh., Stuttgart 1953.
’ E. Fraas. Die Irpfelhöhle im Brenztal. Z. der geol. Ges., Bd. 45, Berlin 1893.
7 A. Schmidt. Über die Kantenverrundung an protolithischen Knochenwerkzeugen.
Mannus-Bibl., Bd. 30, Heft 2, Leipzig 1938. — Grundsätzliches zur sogenannten proto-
lithischen Knochenkultur und zur Altsteinzeitforschung überhaupt. Abh. naturhist.
Ges. Nürnberg, Bd. 27, Heft 1, Nürnberg 1939.
Tardenoisspitje in einem Bovidenknochen
von Schwenningen am Neckar (Kr. Rottweil)
Von Rudolf Ströbel, Schwenningen am Neckar
Mit 1 Textabbildung und Tafel 54
Am 25. Oktober 1957 bemerkte Bauunternehmer Oskar Heimchen sen.
bei Kanalisationsarbeiten im östlichen Vorstadtgebiet von Schwenningen
(Taf. 54, 1) in der Seestraße an der Einmündung der Brühlstraße, daß der
Bagger zusammen mit dem Torf Knochen auf den Lastwagen geladen hatte.
Er benachrichtigte den Berichterstatter, der im Städtischen Heimatmuseum,
wo der Fund verbleibt, den anhaftenden Torf zur pollenanalytischen Unter-
suchung abhob. Dabei erkannte er ein vorher völlig mit Torf bedecktes
Einschußloch samt einer darin steckenden mittelsteinzeitlichen Pfeilspitze
(Taf. 54, 2). Nach der von Frau Dr. E. Benzing (Schwenningen) gütigst
durchgeführten Röntgenaufnahme wurde die Pfeilspitze herausgezogen.
Sie löste sich leicht, ohne daß Knochen oder Pfeilspitze beschädigt worden
wären. Wieder in ihre ursprüngliche Lage gebracht, hält sie darin fest.
Bei den Knochen handelt es sich nach der Bestimmung, die Hauptkon-
servator Dr. K. D. Adam (Stuttgart) freundlicherweise übernahm, um die
linke Beckenhälfte (mit Pfeilspitze), ein Fragment der rechten Becken-
schaufel und einen Lendenwirbel von einem großen Boviden, wahrschein-
licher Ur als Wisent. Der Bagger hatte an der Ostwand der Ausschach-
tung in 3,7 m Tiefe gerade noch ein paar Knochen gegriffen. Der Hauptteil
des Skeletts liegt möglicherweise hinter den schon vor der Ausschachtung
entlang den Kanalwänden zum Schutz gegen Schlammeinbrüche einge-
rammten Bohlen, und es wäre wichtig, gelegentlich danach zu suchen. Da
an den ausgebaggerten Knochen Kalkmudde und Torf hafteten, war ihre
Einordnung in das Moorprofil gegeben, das zwischen den Bohlen in
schmalen, senkrechten Streifen sichtbar war. Zur Untersuchung der in