Mittelalter und Neuzeit — Funde unbestimmten Alters
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Nach den Angaben eines alten Cannstatters haben sich Gänge bis zur Schmiedener
Straße gezogen. Auch waren in seiner Kindheit (um 1880) noch Holzstützen in den
Gängen, auf die jedoch in der Wiesbadener Straße nur noch einige ellenlange, stark
vermoderte Stücke hindeuteten. Die Stollen haben sich in einem Horizont des Sauer-
wasserkalks erstreckt, der sehr viel weichen Ocker enthielt. Somit liegt der Schluß
nahe, daß sie angelegt wurden, um diesen Ocker zu gewinnen.
Aus der Beschreibung des Oberamts Cannstatt von 1895 erfährt man, daß in Cann-
statt Ocker „in nicht unbedeutender Menge“ gefunden worden war, so am Sulzerrain
in „mehreren Fuß mächtigen Flözen“. Der Ocker wurde abgebaut und nach Hofen
gebracht, wo sich eine Ockergewinnungsanstalt befand. Dort wurde er geschlämmt
und zu Farbstoff verarbeitet. Schon in einer Oberamtsbeschreibung von 1832 und in
einer Beschreibung von Württemberg aus dem Jahre 1820 wird auf das Vorkommen
von Farberden und ihre Verwertung in Hofen hingewiesen. Die älteste Mitteilung
dieser Art dürfte in der 1812 erschienenen Schrift „Cannstatt und seine Umgebung“
enthalten sein. Über die Gemeinde Hofen heißt es da u. a.: „Das Feld reicht aber nicht
hin, die Einwohner zu nähren; deßwegen werfen sie sich auf allerley Industriezweige.
Ein Theil nährt sich vom Einsammeln der Farberden, welche man in unserer Gegend
findet.“
So darf man annehmen, daß der Ocker, der sicher schon früher vereinzelt ge-
wonnen worden war, zu Anfang des 19. Jahrhunderts in größerem Umfang abgebaut
wurde. Der Hauptabbau dürfte in der Mitte jenes Jahrhunderts stattgefunden haben,
so daß die Stollen wohl aus dieser Zeit stammen.
Top.K. 7121. W. Reiff
2. Beim Ausschachten eines Neubaues, Brunnenstraße 18, im nördlichen Teil des
alten Ortsgebiets, fanden sich mittelalterliche Scherben, darunter einige grün glasierte,
ferner 3 gedrückte, durchbohrte Tonkugeln, Dm. 10 cm (Webstuhlgewichte?).
Top. K. 7121 — Verbleib: WLM Inv. F 57/25. K. Veyhl
— Plieningen. Im Erdaushub einer Baugrube gegenüber Haus Scharnhauser
Straße 63 am östlichen Ende des Orts wurden menschliche Knochenreste aufgelesen,
anscheinend von einem bei der Ausschachtung angetroffenen Skelett.
Top. K. 7221. R. Bahnmüller
— Vaihingen. Bei Anlage eines Waldwegs, 0,6 km SSO vom Katzenbacher Hof
und 0,2 km NO Pkt. 441,8, stieß man in etwa 0,4 m Tiefe auf eine dunkle Stelle mit
Hüttenlehmbrocken, mit Rutenabdrücken, Holzkohle und einigen mittelalterlichen
Scherben. Die Fundstelle liegt an einem flachen Hang, 10 m vom Bach entfernt.
Top. K. 7220. H. Spring
Wäschenbeuren (Kr. Göppingen). Siehe Zürn, S. HO ff.
Wimpfen, Bad (Kr. Heilbronn). 1,7 km WSW stieß man auf der Flur „Galgen-
berg“, Parz. 64, bei Anlage eines Wasserturms auf das Fundament des Galgens. Da-
neben über ein Dutzend Skelette der Hingerichteten.
Top. K. 6720. St. A. f. D.
— Wimpfen im Tal. Bei Baggerarbeiten im Neckar am N-Rand des Orts, 0,1 km
O des Zusammenflusses von Neckar und Jagst, stieß man auf umfangreiche Holzreste,
Balken und Pfähle von einer Holzbrücke. Sie liegt in der Verlängerung der Fischer-
gasse.
Top. K. 6721. St. A. f. D.
Funde unbestimmten Alters
Aalen. Der in Fdb. NF 14, 222, genannte Hügel erwies sich bei einer Probegrabung
als natürlicher Buckel. St. A. f. D.
Andelfingen (Kr. Saulgau). Beim Setzen eines Betonzaunpfostens beim Hühner-
stall hinter Haus Nr. 162 am NW-Rand vom Ort, Flur „Steinhausäcker“, fanden sich
Teile einer Hirschgeweihstange, die an einem Ende abgeschnitten ist und Schnitt-
spuren zeigt. Bei einer Nachgrabung durch den Unterzeichneten fanden sich in 30 bis
35 cm Tiefe weitere Teile, die zum selben Stück gehören und sich zusammenfügen
ließen. Die Hirschgeweihstange ist jetzt 34 cm lang.
Nach einer Mitteilung soll auch bei einem Neubau 100 m SO dieser Fundstelle eine
Hirschgeweihstange angetroffen worden sein, die aber so mürb war, daß sie nicht ge-
borgen werden konnte.
Top. K. 7822 — Verbleib: Privatbesitz. M. Haaf
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Nach den Angaben eines alten Cannstatters haben sich Gänge bis zur Schmiedener
Straße gezogen. Auch waren in seiner Kindheit (um 1880) noch Holzstützen in den
Gängen, auf die jedoch in der Wiesbadener Straße nur noch einige ellenlange, stark
vermoderte Stücke hindeuteten. Die Stollen haben sich in einem Horizont des Sauer-
wasserkalks erstreckt, der sehr viel weichen Ocker enthielt. Somit liegt der Schluß
nahe, daß sie angelegt wurden, um diesen Ocker zu gewinnen.
Aus der Beschreibung des Oberamts Cannstatt von 1895 erfährt man, daß in Cann-
statt Ocker „in nicht unbedeutender Menge“ gefunden worden war, so am Sulzerrain
in „mehreren Fuß mächtigen Flözen“. Der Ocker wurde abgebaut und nach Hofen
gebracht, wo sich eine Ockergewinnungsanstalt befand. Dort wurde er geschlämmt
und zu Farbstoff verarbeitet. Schon in einer Oberamtsbeschreibung von 1832 und in
einer Beschreibung von Württemberg aus dem Jahre 1820 wird auf das Vorkommen
von Farberden und ihre Verwertung in Hofen hingewiesen. Die älteste Mitteilung
dieser Art dürfte in der 1812 erschienenen Schrift „Cannstatt und seine Umgebung“
enthalten sein. Über die Gemeinde Hofen heißt es da u. a.: „Das Feld reicht aber nicht
hin, die Einwohner zu nähren; deßwegen werfen sie sich auf allerley Industriezweige.
Ein Theil nährt sich vom Einsammeln der Farberden, welche man in unserer Gegend
findet.“
So darf man annehmen, daß der Ocker, der sicher schon früher vereinzelt ge-
wonnen worden war, zu Anfang des 19. Jahrhunderts in größerem Umfang abgebaut
wurde. Der Hauptabbau dürfte in der Mitte jenes Jahrhunderts stattgefunden haben,
so daß die Stollen wohl aus dieser Zeit stammen.
Top.K. 7121. W. Reiff
2. Beim Ausschachten eines Neubaues, Brunnenstraße 18, im nördlichen Teil des
alten Ortsgebiets, fanden sich mittelalterliche Scherben, darunter einige grün glasierte,
ferner 3 gedrückte, durchbohrte Tonkugeln, Dm. 10 cm (Webstuhlgewichte?).
Top. K. 7121 — Verbleib: WLM Inv. F 57/25. K. Veyhl
— Plieningen. Im Erdaushub einer Baugrube gegenüber Haus Scharnhauser
Straße 63 am östlichen Ende des Orts wurden menschliche Knochenreste aufgelesen,
anscheinend von einem bei der Ausschachtung angetroffenen Skelett.
Top. K. 7221. R. Bahnmüller
— Vaihingen. Bei Anlage eines Waldwegs, 0,6 km SSO vom Katzenbacher Hof
und 0,2 km NO Pkt. 441,8, stieß man in etwa 0,4 m Tiefe auf eine dunkle Stelle mit
Hüttenlehmbrocken, mit Rutenabdrücken, Holzkohle und einigen mittelalterlichen
Scherben. Die Fundstelle liegt an einem flachen Hang, 10 m vom Bach entfernt.
Top. K. 7220. H. Spring
Wäschenbeuren (Kr. Göppingen). Siehe Zürn, S. HO ff.
Wimpfen, Bad (Kr. Heilbronn). 1,7 km WSW stieß man auf der Flur „Galgen-
berg“, Parz. 64, bei Anlage eines Wasserturms auf das Fundament des Galgens. Da-
neben über ein Dutzend Skelette der Hingerichteten.
Top. K. 6720. St. A. f. D.
— Wimpfen im Tal. Bei Baggerarbeiten im Neckar am N-Rand des Orts, 0,1 km
O des Zusammenflusses von Neckar und Jagst, stieß man auf umfangreiche Holzreste,
Balken und Pfähle von einer Holzbrücke. Sie liegt in der Verlängerung der Fischer-
gasse.
Top. K. 6721. St. A. f. D.
Funde unbestimmten Alters
Aalen. Der in Fdb. NF 14, 222, genannte Hügel erwies sich bei einer Probegrabung
als natürlicher Buckel. St. A. f. D.
Andelfingen (Kr. Saulgau). Beim Setzen eines Betonzaunpfostens beim Hühner-
stall hinter Haus Nr. 162 am NW-Rand vom Ort, Flur „Steinhausäcker“, fanden sich
Teile einer Hirschgeweihstange, die an einem Ende abgeschnitten ist und Schnitt-
spuren zeigt. Bei einer Nachgrabung durch den Unterzeichneten fanden sich in 30 bis
35 cm Tiefe weitere Teile, die zum selben Stück gehören und sich zusammenfügen
ließen. Die Hirschgeweihstange ist jetzt 34 cm lang.
Nach einer Mitteilung soll auch bei einem Neubau 100 m SO dieser Fundstelle eine
Hirschgeweihstange angetroffen worden sein, die aber so mürb war, daß sie nicht ge-
borgen werden konnte.
Top. K. 7822 — Verbleib: Privatbesitz. M. Haaf