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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 15.1959

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Rieth, Adolf: Alamannische Buntglasperlen von Böttingen (Kr. Tuttlingen) und Eislingen (Kr. Göppingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66263#0096

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Adolf Rieth

münze mit Durchbohrung, aus der Zeit Constantins des Großen (Vorder-
seite: URBS ROMA — Brustbild der Roma nach links; Rückseite: Wölfin
mit Romulus und Remus3), kommt wohl Amulettcharakter zu.
Die Böttinger Kette (Taf. A, Taf. 65) umfaßt 115 kleinere und
35 größere Perlen. (Bei der oben erwähnten Hailfinger Kette sind es 76
kleinere und 25 größere Perlen, also ein ähnliches Zahlenverhältnis.) Ver-
mutlich waren die Perlen der Böttinger Kette mehrreihig angefaßt, wie
dies Stoll in Hailfingen zweimal einwandfrei beobachtet hat (Hailfingen
Grab 311 und 3564). So oder so waren sie für die Trägerin ein ebenso bunter
wie gewichtiger Schmuck, der sich auf der bäuerlichen Tracht jener Zeit
höchst wirkungsvoll ausgenommen haben muß. — Innerhalb der Kette
dürften die einzelnen Perlen wohl nach der Größe angeordnet gewesen
sein5. Eine gewisse zweiseitige Symmetrie wurde wohl bei der Aufreihung
der einzelnen Perlen beachtet. Sonst wären nicht allein unter den 35
größeren Perlen mindestens 9 Perlenformen paarweise vertreten. Unter
den kleineren Perlen wiederholen sich einzelne Stücke 17mal (stumpf-
hellbraune, doppelkonische Perlen von 13 mm Länge) bzw. 11 mal (bläu-
liche, doppelkonische Perlen von 9 mm Länge). Außerdem erwähnen wir
7 dunkelgrüne Perlen mit gelben Tupfen, von quadratischem Querschnitt,
eine gerippte und eine weitere Perle aus hellem, durchsichtigem Glas. Eine
auffallend tiefblaue Perle zeigt denselben Schliff wie der Kopf unserer
Haarnadel. Zwischen die Glasperlen mischen sich 5 Bemsteinperlen von
unregelmäßiger Form und eine Amethystperle, wobei besonders letztere,
nach Roeren6, für die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts sprechen würde.
Das Besondere der Böttinger Kette machen die großen Buntperlen aus
(Taf. A). Sie sind, wie E. Denninger7 im folgenden nachweisen wird, sämt-
liche aus Glasflüssen von verschiedener Farbe gefertigt. Die größte Perle
hat einen Durchmesser von 36 mm. Stücke von dieser Größenordnung hat
man vereinzelt auch in anderen alamannischen Gräbern beobachtet (Bad
Cannstatt8, Trossingen9, Weingarten, Grab 67610). Man hat sie in solchen
Fällen nach der Fundlage, in der Hüftgegend oder zwischen den Beinen,
als Wirtel gedeutet. Doch können diese großen Einzelperlen gelegentlich
auch Anhänger- bzw. Amulettbedeutung gehabt haben. — Unter den großen
Perlen überwiegen die Wirtelformen (Taf. A, 1—7), deren Durchmesser sich
zwischen 27 und 36 mm bewegt. Es folgen die zylindrischen Stücke
(Taf. A, 8—12), im Durchmesser schwankend zwischen 17 und 27 mm. Pris-
matische Perlen von vier- und fünfeckigem Querschnitt (Taf. A, 16) sind je
zweimal vertreten. Dazu kommt noch ein einziges Stück in scharf profi-
lierter, doppelkonischer Form (Taf. A, 18). — An unseren Böttinger Perlen
überwiegen die schlieren- und fadenförmigen Muster, was sich leicht aus
der Technik der Herstellung erklären läßt (Taf. A, 1—3, 11, 12, 16). Die
Schlieren sind aus mehreren Farben (Rot, Blau und Weiß) in Überfang-
technik gemischt. An zwei Perlen beobachten wir wellenförmige Band-
muster in Rot und Grün auf weißem Grund (Taf. A, 13). An vier anderen
Stücken hat der Glasmacher punktaugenförmige Ornamente auf ziegelroten
Grund gesetzt (Taf. A, 14, 15). Besonders reiche Musterung in Kreuzform
(blaugrün auf weißem Grund, mit punktförmigen Akzenten in Rot und
Gelb) zeigt die prismatische Perle Taf. A, 20. Die zylindrischen Perlen
(Taf. A, 8, 9) dagegen sind teils in einem Farbton (Blau, Rot, Weiß) oder wie
die wirtelförmigen Perlen (Taf. A, 1—3) in bunten Mustern gehalten.
Der Versuch, unsere Böttinger Perlen mit denen der Eislinger
Kette (Taf. D, Taf. 66) zu vergleichen, liegt nahe. In dem Eislinger Grab
 
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