HERMANN ESSWEIN / E. TH. A. HOFFMANN
154
Um den Hochaltar aber tanzten Säulen aus fleischfarbenem Porphyr in
wildzuckenden Schraubenwindungen. Die Bildtafel, die ich von meinem
Standpunkt aus nicht genau erkannte, mochte ein verschollener Cranach
sein oder ein Grünewald, welcher der amtlichen Kunstforschung bisher
entgangen ist. Die süßen schweren Farben umspritzte eine rasende Explo-
sion gleißend polierten Goldes.
Da sah ich nun den vor hundert Jahren verstorbenen Herrn Kammer-
gerichtsrat in eigener Person, die Hände in beide Fracktaschen gebohrt,
eilig und mit der Miene eines Mannes, der bei schlechtem Wetter seinen
Schirm vergessen, den taghellen Raum vor dem einzigen nicht altertümlich
verglasten Fenster durchqueren und dann im Halbdunkel so plötzlich ver-
schwimmen, als sei er es überhaupt nicht gewesen.
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Um den Hochaltar aber tanzten Säulen aus fleischfarbenem Porphyr in
wildzuckenden Schraubenwindungen. Die Bildtafel, die ich von meinem
Standpunkt aus nicht genau erkannte, mochte ein verschollener Cranach
sein oder ein Grünewald, welcher der amtlichen Kunstforschung bisher
entgangen ist. Die süßen schweren Farben umspritzte eine rasende Explo-
sion gleißend polierten Goldes.
Da sah ich nun den vor hundert Jahren verstorbenen Herrn Kammer-
gerichtsrat in eigener Person, die Hände in beide Fracktaschen gebohrt,
eilig und mit der Miene eines Mannes, der bei schlechtem Wetter seinen
Schirm vergessen, den taghellen Raum vor dem einzigen nicht altertümlich
verglasten Fenster durchqueren und dann im Halbdunkel so plötzlich ver-
schwimmen, als sei er es überhaupt nicht gewesen.