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Ginzrot, Johann Christian
Die Wagen und Fahrwerke der Griechen und Römer und anderer alten Völker (Band 1) — München, 1817

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https://doi.org/10.11588/diglit.5289#0126

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diese Weise folterte, oder dafs man ihnen die Glieder damit zerschlag, oder
sie zu Tode räderte. Schon David läfst die Ammoniter unter eisene Dresch-
wägen legen und zerfahren, 2. Buch Samuel 12. v. 31. und in den Sprüchen
Solomons C. 20. v. 26 stehet: «in weiser König zerstreuet die Gottlosen, und
bringet das Rad über sie/"' Auch fuhr man über einige Verbrecher mit be-
ladenen Wägen so lange hin und her, bis sie todt waren; andere band man
auf die Felgen des Rades, und überfuhr sie, wie man an dem Wagen auf der
trojanischen Säule Tab. IX. Fig. 3 sehen kann, wo ein gefangener Römer von
den feindlichen Daziern auf das Rad gebunden ist. Im Curtius liest man,
dafs Alexander dem Stadt - Hauptmann Betys Riemen durch die Fersen ziehen,
und hinter einen Wagen gebunden todtschleifen liefs. Achilles schleift so dei.
todten Hector hinter seiner Quadriga vor den Thoren von Troja| und
Hippomenes, ein Nachkomme des Codrus, liefs seine Tochter mit ihrem Buh-
len lebendig hinter dem Wagen nachschleifen. S. Heraclid in Polit. Livius
Lib. L Cap. 28 spricht auch vom Viertheilen, dafs nämlich Tullus Hostilius den
Melius zwischen zwey Quadrigen binden, und auf eine gräuliche Art zer-
reifsen liefs. Plutarch im Galba erzählt, dafs man den Verräther Apponius
gebunden zur Erde nieder warf, und mehrere mit Steinen beladene plaustra
über seinen Körper fahren liefs.

Aristophanes schreibt: „über das Rad gespannt sollst du die Wahrheit
sagen" *). In Apulejus goldenem Esel liest man Lib. III: „Man schleppte
„mich zur Folter, und zeigte mir das Feuer, das Rad und die verschiedenen
Arten Geifsebi nach griechischer Art."

Auf vielen Syracusischen und andern Sicilischen Münzen findet man
auf der Kehrseite ein ehernes vierspeichiges Rad vorgestellt, welches ver-
muthlich auf die vielen dort gehaltenen Wagenrennen Bezug hatte.

Die Zauberinnen bedienten sich auch öfters des Rades als eines
Zauberwerkzeugs, theils dafs sie während des Umdrehens dem, den sie zu
bannen vorgaben, die Folter des Rades, und alle die Qualen des Ixions an-
wünschten , welches er jedesmal so lange fühlen sollte, als das Zauberrad sich
bewegte; theils auch um sich an einer geliebten Person wegen einer vermein-
ten oder wirklichen Untreue zu rächen«. So ruft die Zauberin beyrn Theo-

*) Die Griechen spannten nämlich ilire Sclaven über das Rad, und peitschten sie, wenn sie straf-
bar waren.
 
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