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Ginzrot, Johann Christian
Die Wagen und Fahrwerke der Griechen und Römer und anderer alten Völker (Band 1) — München, 1817

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https://doi.org/10.11588/diglit.5289#0518

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44"

D a s

Capitei LI.
C a r p e n t u m.

Unter dieser Benennung verstand man eigentlich einen Prachtwagen und
um ihn von andern gemeinen Fahrwerken zu unterscheiden, welchen man aus
Mifsbrauch eben diesen Namen beigelegt hatte, nannte man ihn Carpentum
Pompaticum. Isidor Lib. XX. Cap. iz scheint jedoch zu irren, wenn er
den Ursprung des Wortes Carpentum aus folgenden Worten herleiten und zu-
sammenziehen will: „Carpentum vehiculi genus est, quasi Carrum pompati-
cum. f^opiseus in Aurel. Init. nennt den Ehrenwagen des Präfecten
und des Prätors, das richterliche Carpentum (judiciale).

Das Carpentum der Damen war zweyrädrig, wie jenes der Ägrip-
pina, Tab. XXXVII. Fig. i. nach einer schön erhaltenen Kupfermünze in der
Pariser Bibliothek abgezeichnet. Es gab auch vierrädrige, deren sich
die Kaiser, Fürsten und die Ersten des Staates bedienten. Dieses war
aber ein ausländisches Fahrwerk, welches die Römer m spätem Zeiten von
fremden Völkern angenommen hatten. Der Kasten war mit einem Himmel
bedeckt und ringsum, gleich der H ar m am ax a der Perser, oder der Apene
der Griechen, mit Vorhängen von kostbaren StofFen und prächtigen Tep-
pichen umhängt.

t

Die vornehmsten Damen bedienten sich des zweyrädrigen Carpentum,
als eines ausgezeichneten Wagens nicht blos bey festlichen Gelegenheiten, son-
dern es wurde ihnen auch vom Senate gestattet, dasselbe an Werktägen und
zum Spazierenfahren zu gebrauchen. Auch die Priester (Sacerdotes) fuhren
auf dergleichen Wägen in das Capitolium, weil sie in diesen ringsum ver-
schlossenen Fahrwerken die heiligen Geräthe, Gefäfse und diejenigen Hei-

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