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C a p i t e 1 XXIV.
Das Cisiu m.
Dieses war bey den Römern in Hinsicht des Gebrauches das nämliche leichte,
zweirädrige Fahrwerk, welches in unsern Zeiten Cabriolet genannt wird.
Die Form war aber ganz verschieden: denn an den Wägen der Alten
hiengen die Kästen nicht frey und vom Gestelle gesondert, sondern alle safsen
auf dem Wagengestelle fest und nur an der bessern Art hiengen die Sitze in
Riemen3 so auch in dem Cisium. Dieses unterschied sich von den Bigen
dadurch, dafs man von vorne in den Kasten stieg, welcher hinten geschlossen
war und dafs man darin sitzend vorwärts fuhr3 die Bigen und Quadrigen
aber waren vorne geschlossen und man stieg hinten in den Kasten, auch war
es gewöhnlich, dafs man stehend auf denselben die Pferde lenkte. Das Ci-
sium mulste aber inwendig bequem ausgepolstert und das Sitzkistchen in Rie-
men gehangen seyn, weil Seneca in der Epistel 72 sagt: „Manches könntest
du im Cisium aufschreiben.''
Man bediente sich dessen besonders zum Schnellreisen, daher man der-
gleichen von einer Stadt zur andern fand3 es war eine Art Post, die aber von
Lohnkutschern bedient wurde. Jeder Kutscher, den man Cisiarius hiefs, führte
seinen Reisenden bey der Ankunft zu seinem bekannten Cisiario, wo man
sogleich aus seiner Postchaise oder Cisium in ein anderes bespanntes steigen
konnte -und schnell weiter fuhr 3 wie dieses aus der Stelle des Cicero in der
Rede pro Roscio erhellet, wo er sagt: „In zehn nächtlichen Stunden durch-
flog er auf Cisiis sechs und fünfzig tausend Schritte3" (römische ä 5 Schuhe).
Er sagt hier ausdrücklich auf Cisiis, also auf mehreren und nicht stets auf
einem Cisium3 auch beweiset das Wort pervolavit (er durchflog), dafs die-
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C a p i t e 1 XXIV.
Das Cisiu m.
Dieses war bey den Römern in Hinsicht des Gebrauches das nämliche leichte,
zweirädrige Fahrwerk, welches in unsern Zeiten Cabriolet genannt wird.
Die Form war aber ganz verschieden: denn an den Wägen der Alten
hiengen die Kästen nicht frey und vom Gestelle gesondert, sondern alle safsen
auf dem Wagengestelle fest und nur an der bessern Art hiengen die Sitze in
Riemen3 so auch in dem Cisium. Dieses unterschied sich von den Bigen
dadurch, dafs man von vorne in den Kasten stieg, welcher hinten geschlossen
war und dafs man darin sitzend vorwärts fuhr3 die Bigen und Quadrigen
aber waren vorne geschlossen und man stieg hinten in den Kasten, auch war
es gewöhnlich, dafs man stehend auf denselben die Pferde lenkte. Das Ci-
sium mulste aber inwendig bequem ausgepolstert und das Sitzkistchen in Rie-
men gehangen seyn, weil Seneca in der Epistel 72 sagt: „Manches könntest
du im Cisium aufschreiben.''
Man bediente sich dessen besonders zum Schnellreisen, daher man der-
gleichen von einer Stadt zur andern fand3 es war eine Art Post, die aber von
Lohnkutschern bedient wurde. Jeder Kutscher, den man Cisiarius hiefs, führte
seinen Reisenden bey der Ankunft zu seinem bekannten Cisiario, wo man
sogleich aus seiner Postchaise oder Cisium in ein anderes bespanntes steigen
konnte -und schnell weiter fuhr 3 wie dieses aus der Stelle des Cicero in der
Rede pro Roscio erhellet, wo er sagt: „In zehn nächtlichen Stunden durch-
flog er auf Cisiis sechs und fünfzig tausend Schritte3" (römische ä 5 Schuhe).
Er sagt hier ausdrücklich auf Cisiis, also auf mehreren und nicht stets auf
einem Cisium3 auch beweiset das Wort pervolavit (er durchflog), dafs die-