Gap i t e 1 LIV.
Das Pilentum.
Einige leiten diesen Namen von Pileus, Hut, weil es oben halbrund gedeckt
war, oder von dem griechischen Pilos, das heifst, mit einer Filzdecke über-
zogen 3 Andere von Pila, weil diese Himmeldecke von vier dünnen runden
Pfeilern (die meistens von Gold, Silber, Elfenbein oder fremdem Holze künstlich
gearbeitet waren) getragen wurde : dem seye wie ihm wolle, B es timmt es läfst
sich Wichts hierüber sagen, obgleich die letztere Vermuthung die wahrscheinlichste
seyn mag.
Sowie dasCarpentum der geschlossene Prachtwagen der reichsten
und vornehmsten Damen war, so war das Pilentum der offene und bequemste
Stadt wagen der römischen Matronen, dessen sich die Männer nie bedienten.
Tab. XXXVIII. Fig. 3. 5 und 7 sind Pilentenj hingegen ebenda Fig. 1. 2. und
Tab. XXXVII. Fig. 1 sind Carpenten, die beyde öfters auch als Thensen
gebraucht wurden. Livius Lib. V. Cap. 25 erzählt: „der römische Senat habe
den Müttern für die, dem Staate zum Opfer dargereichten Geschenke ihres Schmuckes
und Kleinodien die Ehre zuerkannt, bey den Opfern und feyerlichert
Spielen in einem Pilentum, an den gewöhnlichen Fey er tagen und
Werktagen aber in einem Carpentum fahren zu dürfen." Nicht etwa,
weil das Pilentum reicher und prächtiger, sondern weil es rings herum offen
und es bey dergleichen festlichen Umzügen schicklicher war, dafs die Frauen
der edelsten Geschlechter sich in ihrem kostbarsten Anzüge dem Volke öffent-
lich zeigten. Die herrschsüchtige Messalina mafste sich die Erste das Recht- an,
bey solchen Gelegenheiten in einem Carpentum zu erscheinen und weil sie
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Das Pilentum.
Einige leiten diesen Namen von Pileus, Hut, weil es oben halbrund gedeckt
war, oder von dem griechischen Pilos, das heifst, mit einer Filzdecke über-
zogen 3 Andere von Pila, weil diese Himmeldecke von vier dünnen runden
Pfeilern (die meistens von Gold, Silber, Elfenbein oder fremdem Holze künstlich
gearbeitet waren) getragen wurde : dem seye wie ihm wolle, B es timmt es läfst
sich Wichts hierüber sagen, obgleich die letztere Vermuthung die wahrscheinlichste
seyn mag.
Sowie dasCarpentum der geschlossene Prachtwagen der reichsten
und vornehmsten Damen war, so war das Pilentum der offene und bequemste
Stadt wagen der römischen Matronen, dessen sich die Männer nie bedienten.
Tab. XXXVIII. Fig. 3. 5 und 7 sind Pilentenj hingegen ebenda Fig. 1. 2. und
Tab. XXXVII. Fig. 1 sind Carpenten, die beyde öfters auch als Thensen
gebraucht wurden. Livius Lib. V. Cap. 25 erzählt: „der römische Senat habe
den Müttern für die, dem Staate zum Opfer dargereichten Geschenke ihres Schmuckes
und Kleinodien die Ehre zuerkannt, bey den Opfern und feyerlichert
Spielen in einem Pilentum, an den gewöhnlichen Fey er tagen und
Werktagen aber in einem Carpentum fahren zu dürfen." Nicht etwa,
weil das Pilentum reicher und prächtiger, sondern weil es rings herum offen
und es bey dergleichen festlichen Umzügen schicklicher war, dafs die Frauen
der edelsten Geschlechter sich in ihrem kostbarsten Anzüge dem Volke öffent-
lich zeigten. Die herrschsüchtige Messalina mafste sich die Erste das Recht- an,
bey solchen Gelegenheiten in einem Carpentum zu erscheinen und weil sie
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